Rainer Brüderle versagt in der Krisenkommunikation mit Laura HimmelreichIn meinen Augen hat Rainer Brüderle versagt. Nein, nicht weil er angeblich Anzüglichkeiten gegenüber der Journalistin Laura Himmelreich gerichtet habe. Sondern weil er sich nicht in Krisenkommunikation übt.

Er hat bereits den richtigen Moment verpasst, sich zur Sache zu äußern. Rainer Brüderle hätte noch am Tag des Aufkommens der Vorwürfe sich äußern müssen.

Schnelle und ehrliche Kommunikation

In der Krisenkommunikation kommt es darauf an, unverzüglich, umfänglich und ehrlich Stellung zu beziehen und Informationen zu teilen. Die Betroffenen, Beteiligten und Interessierten machen sich ihre eigenen Gedanken. Es kommt zu Gerüchten. Diese Gerüchte werden gerade in Zeiten des Internets, von Twitter und Facebook zu Gewissheiten.

Der Hashtag #aufschrei ist ein Beispiel dafür. Es entwickelte sich eine eigene Dynamik aus der im Raum stehenden Behauptung Brüderle sei ein Sexist. Die Debatte hätte sich nicht so schnell entwickelt, wenn es kein prominentes Gesicht dazu gegeben hätte.

Schlechte Beratung für Rainer Brüderle

Anscheinend ist der Spitzenkandidat der FDP falsch beraten worden. Man kann nur mutmaßen, welche Gedanken und Diskussionen es in dem Team um Rainer Brüderle gab.

Hat er die Situation unterschätzt? Fühlt er sich tatsächlich schuldig? Glaubt er, die Diskussion um ihn aussitzen zu können?

Arroganz, Ignoranz, mangelnde Betroffenheit stellen eine der größten Gefahren in der Krisenkommunikation da. Je länger die Diskussion dauert, desto mehr rückt er in diese Position. Und desto mehr der Vorwürfe bleiben an seiner Person hängen.

Zwar ist es schön, wenn Rainer Brüderle jetzt von anderen Parteigranden verteidigt wird, aber das reicht den Kommunikationsbeteiligten nicht.

Mein Rat: Auch wenn es zu spät ist, sollte er sich zur Sache äußern. Entweder die Vorwürfe entkräften oder sich als betroffen erklären.

Bild: FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag
Über Nicolas Scheidtweiler

Der Autor Nicolas Scheidtweiler studierte an der Universität der Bundeswehr in München Staats- und Sozialwissenschaften. Seine Fächer waren Geschichte, Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Psychologie. Im Anschluss studierte er Rechtswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Einen Aspekt seiner Arbeit legt er auf die akademische Fundierung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Medientheorie. Mehr Informationen über Nicolas Scheidtweiler erhalten Sie auf seinem Google+-Profil.