Wie kommt meine Pressemitteilung in die Zeitung? Was muss ich tun, damit Redakteure meine wertvollen Infos aufgreifen? Hinter diesen Fragen versteckt sich die Rolle der Medien als Gatekeeper. Ines Engelmann hat aktuell das umfassende Kompendium „Gatekeeping – Konzepte. Ansätze der Medien- und Kommunikationswissenschaft“ vorgelegt und beschreibt darin, wie Redaktionen und Redakteure Nachrichten auswählen.

Ines Engelmann - Tiefer Einblick, wenig Neues im Gatekeeping, Rezension

Ines Engelman greift in dem Band auf bestehende Studien und Ergebnisse der Forschung zurück. Im klassisch-wissenschaftlichen Aufbau geht die Autorin von den Grundlagen des Gatekeepings über die Forschungsgeschichte und -design hinzu den aktuellen empirischen Befunden. Im Kapitel 5 gibt sie einen Ausblick auf die kommenden Entwicklungen des Ansatzes. Die Autorin hat für die Kapitel die relevanten Informationen für den Gatekeeping-Ansatz ausgewählt und gefiltert. Der Blick zurück auf die unterschiedlichen Forschungsmodelle der Nachrichtenauswahl führt sehr gut in das Thema ein.

Gatekeeping-Prozesse in Redaktionen

Für PR- und Marketing-Schaffende stehen die empirischen Befunde (Kapitel 4) im Vordergrund. Der Überblick über die Ergebnisse unterschiedlicher Untersuchungen bieten einen interessanten Einblick in die Arbeit der Journalisten, Redaktionen und Verlage/Stationen. Insbesondere die beschriebenen Routinen in den Medien wirken erhellend. Dadurch erhöht sich das Verständnis, warum Presseinformationen angenommen oder abgelehnt werden. Insbesondere die Rolle des Publikums für die Medien spielt vor dem Hintergrund aktueller politischer Debatten eine bemerkenswerte Rolle für das Gatekeeping. Der Prozess hat damit eine Vielzahl von Faktoren auf Mikro-, Meso- und Makro-Ebene. Dadurch ist er nur bedingt beeinflussbar.

Rolle der Influencer unklar

Neue Trends der Unternehmenskommunikation wie Blogger- und Youtuber-Relations, Influencer Marketing oder Issue Management zur Nachrichtengewinnung bleiben unberücksichtigt. Das liegt zum einen daran, dass wissenschaftliche Untersuchungen zeitlich hinterherwandern. Zum anderen an der Schwierigkeit der Datenerhebung generell. Die von Ines Engelmann vorgeschlagenen Forschungsdesigns müssten sehr umfänglich eingesetzt werden, um valide Ergebnisse zu erhalten. Somit verbleiben die Gatekeeper-Untersuchungen im Schwerpunkt bei den klassischen Redaktionen.

Wenig Neues für die PR-Praxis

Trotz seiner umfänglichen Darstellung kommen die neuen relevanten Gatekeeper zu kurz. Das Buch geht auch im Kapitel 5 „Weiterentwicklungen“ nicht detailliert genug auf die Rolle der sozialen Netzwerke und von Influencern für das Publizieren von Nachrichten ein. Unter technischen Gesichtspunkten wären Newsfeed-Algorithmen bei Facebook et.al. notwendige Informationen gewesen. Daneben ist der Praxisbezug nur bedingt sichtbar: Kommunikatoren erkennen zwar die Prinzipien des Gatekeeping, wie diese konkrete für die eigene Arbeit genutzt werden können, bleibt jedoch unklar.

Insgesamt bietet Ines Engelmann mit „Gatekeeping – Konzepte. Ansätze der Medien- und Kommunikationswissenschaft“ einen fundierten theoretischen Überblick über das Gatekeeping und in Ansätzen zur der Rolle der Medien für die öffentliche Meinung (Weiterlesen: Die vierte Gewalt).

Es gibt drei Scheidtweiler PR-Sterne: Ines Engelmann: Tiefer Einblick, wenig Neues im Gatekeeping - 3 Sterne Rezension - Scheidtweiler PR Bremen

 

„Gatekeeping – Konzepte. Ansätze der Medien- und Kommunikationswissenschaft“ ist im März 2016 in der 1. Auflage beim Nomos Verlag erschienen, hat 126 Seiten und kostet 19,90 EUR.

Über die Autorin Dr. Ines Engelmann

Ines Engelmann studierte Kommunikations- und Medienwissenschaft, Russistik und Erziehungswissenschaft an der Universität Leipzig. Nach verschiedenen Aufgaben in der Forschung ist sie seit Oktober 2015 DFG-Projektleiterin zum Thema „Deliberative Interaktionen in Nutzerkommentaren“ an der FSU Jena. Zum Profil der Autorin bei Xing.

Bildquelle: www.nomos-shop.de


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Über den Rezensenten Nicolas Scheidtweiler

Aktuelle Informationen über den Rezensenten Nicolas Scheidtweiler erhalten Sie auf seinem Google+-Profil. Er studierte in München und Hagen und arbeitet seit 2005 in verschiedenen Funktionen und Bereichen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Verknüpfung von praktischen Erfahrungen mit einem Theorie-Fundament. Nicolas Scheidtweiler hat einen Lehrauftrag für Medienplanung und PR-Konzeption an der Hochschule Bremerhaven.