Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist ein umfängliches Betätigungsfeld. In unserem Blog stellen wir gerne diese unterschiedlichen Facetten dar. Wir freuen uns heute über einen Gastbeitrag von Christian Arno, dem Gründer von Lingo24, einem professionellen Übersetzungsbüro mit Sitz in Berlin, über das Erarbeiten einer Online Reputation im internationalen Umfeld:

Lingo24 - Übersetzungsunternehmen - Internationale Online Reputation - Scheidtweiler PRÜber das Netz können sich Nachrichten, Gerüchte und Hinweise auf angesagte Inhalte, aber auch Meinungen, wie ein Lauffeuer verbreiten. Auf diesen Effekt setzt man beispielsweise, wenn man versucht, virales Marketing zu betreiben. Der Mechanismus kann aber auch in negativem Sinne wirken.

Ein falsches Wort, eine missverstandene Äußerung, welche zum Beispiel bewirkt, dass ein beliebter Blogger eine negative Meinung zu einem Unternehmen, einer Marke oder einer bekannten Persönlichkeit äußert, kann einen veritablen Shitstorm auslösen. Daher ist es wichtig, stets zu wissen, was im Netz über einen selbst, die Marke oder das Produkt gedacht, also gesprochen wird.

Agiert man im Netz in verschiedenen Sprach- und Kulturräumen muss man diese natürlich alle auf dem Radar haben.

Grundlage: Analyse der derzeitigen Wahrnehmung im Netz

Zunächst einmal geht es um die grundlegenden Techniken, herauszufinden, was im Netz über einen bzw. das eigene Produkt oder die Firma gesprochen wird. Der schnellste und einfachste Weg, hier einen ersten Überblick zu erhalten, besteht darin, den eigenen (Produkt-, Marken-) Namen zu googeln. Vom Prinzip her findet Google Suchworte auch in Foren oder Kommentaren auf Blogs. Damit man nicht ständig selbst googeln muss, kann man Google Alerts verwenden, ein Dienst, der einen per eMail benachrichtigt, wenn die hinterlegten Suchbegriffe gefunden werden.

Google ist jedoch nur ein erster Schritt und auch vor allem dann geeignet, wenn es sich um einen nicht allzu bekannten Namen handelt. Googelt man einen bekannten Namen, etwa den eines Autobauers, der oft in den Medien ist, erscheinen natürlich Fundstellen auf von Google als wichtig eingestuften Websites wie etwa die von bekannten Zeitschriften auf den vorderen Plätzen und man wird weit nach hinten blättern müssen, um etwa Forumsbeiträge zu finden, in denen der Namen genannt wird und die Aussagen gewöhnlicher Leute dazu enthalten.

Es gibt jedoch spezielle Werkzeuge, die darauf spezialisiert sind, Dinge in Foren, Communities, auf Blogs und dergleichen zu finden:

  • Google selbst stellt mit „Blogsearch“ eine Blogsuche  zur Verfügung, die  funktioniert wie die reguläre Google-Suche, jedoch speziell Blogs durchsucht, was dabei helfen dürfte, die beim normalen Googeln unvermeidlichen Funde auf bekannten herkömmlichen Websites auszublenden, die ja nicht „Volkes Stimme“ repräsentieren.
  • Technorati: Diese spezielle Blog-Suchmaschine durchsucht außer Blogs auch Posts nach Suchworten und Kombinationen, man findet daher auch Meinungen ganz gewöhnlicher Surfer, also genau das, was gesucht wird.
  • Ein guter Teil vielseitiger ist Icerocket. Diese Maschine durchsucht Blogs, Twitter, MySpace und ähnliche Communities. Gleichzeitig bietet sie kostenlose Blogstatistiken, mit denen man. z.B. Visits tracken und Blog Trends beobachten kann.
  • Noch ausgefuchster ist How Sociable: Damit kann man ermitteln, wie oft bestimmte Worte, also auch Firmennamen oder Marken, auf Facebook, Twitter, Flickr usw. erscheinen. Man kann sogar die relevantesten Social Media Dienste nebeneinander stellen lassen und so vergleichen, wo wie viel über einen bestimmten Namen gesprochen wird.

Strategien auf andere Kulturkreise übertragen

Die genannten Werkzeuge eignen sich allerdings vor allem für den europäischen und angloamerikanischen Kulturraum, dass sie auf die hier vorherrschenden Social Media gemünzt sind. In anderen Kulturkreisen werden andere Plattformen bevorzugt und dass bedeutet, dass man dort nicht nur auf anderen Plattformen werben, sondern auch andere Plattformen beobachten muss.

In Japan und anderen ostasiatischen Ländern interessiert Facebook kaum, hier ist z.B. eine Community namens Mixi äußert beliebt, in Indien treffen die Leute sich gerne auf Orkut, einer Plattform, die von Google betrieben wird. Orkut ist auch in Brasilien beliebt, wobei die Brasilianer auch Blogs lieben, was sie wiederum mit den Chinesen gemeinsam haben. In Russland hingegen ist Facebook ziemlich uninteressant, weil es dort es einen Clone namens vKontakte.ru gibt, der dem Original voraushat, wesentlich besser mit der kyrillischen Schrift zurecht zu kommen.

So wie man die Social Media-Arbeit in fremden Sprach- und Kulturräumen am besten Muttersprachlern mit intimer Kenntnis der Szene im jeweiligen Heimatland überträgt, sollte man dies auch bei der Überwachung der Online Reputation tun. Ein Muttersprachler kann die Feinheiten der jeweiligen Sprache am besten deuten und so nicht nur feststellen was über eine Marke, ein Produkt oder ein Unternehmen gesagt wird, sondern auch, was es genau bedeutet. Und so, wie ein Muttersprachler mit guten Kenntnissen der jeweiligen Szene in seinem Kulturraum, weiß, welche Social Media dort wichtig sind, wird auch er am besten damit zurechtkommen, die dortige Online Reputation eines Produktes oder einer Marke mit den passenden Tools zu überwachen.

Vorbeugen ist besser als heilen

Sinnvollerweise setzt das Management der Online Reputation nicht erst mit der Untersuchung des bestehenden Rufes an. Die Online Reputation sollte gezielt – und kulturraumspezifisch – aufgebaut werden. Dabei ist es wichtig, dass die Werbebotschaft jeweils auf geeignete Art und Weise in die Zielsprache übersetzt und gegebenenfalls an die dortige Lebens- und Erfahrungswelt angepasst wird: Will man beispielsweise einen Geländewagen in Zentralafrika bewerben, sind Bilder, die das Fahrzeug beim Überwinden von Schneewehen zeigen eher weniger hilfreich und sollten etwa durch solche ersetzt werden, die es auf Schotterpisten und schlammigen Dschungelpfaden zeigen.

Ganz wichtig ist es jedoch, dass man die Gefühle der Menschen im Zielland nicht verletzt. Symbole und Metaphern können in anderen Ländern ganz andere Bedeutungen haben; bei uns harmlose oder freundliche  Gesten etwa drohende oder obszöne Dinge bedeuten. Wenn man hier im Vorfeld sorgfältig recherchiert und sich beraten lässt, steigen die Chancen, dass später die Messung der Online Reputation erfreuliche Ergebnisse bringt.


Über den Autor Christian Arno:

ist der Gründer von Lingo24, einem Übersetzungsunternehmen, das professionelle Übersetzungen anbietet. Weitere Informationen erhalten Sie auf Twitter, Facebook und Youtube.