Heute gibt es eine kleine Premiere bei meinen Rezensionen. Auf meinem Schreibtisch liegt eine Doktorarbeit: „Zukunft der Nachrichtenagenturen. Situation, Entwicklungen, Prognose.“ von Dr. Yasmin Schulten-Jaspers. Das spannende Thema hat für die Arbeit in der PR jedoch keinen hohen Praxisbezug, vielmehr verbessert es das grundlegende Verständnis des „Nachrichtenmarktes“ in Deutschland.

Die wissenschaftliche Arbeit ist eine Delphi-Studie, in der die Verfasserin qualitative und quantitative Elemente verbindet. Verschiedene Fragestellungen versucht sie zu beantworten. Unter anderem, wie sich der Markt der Nachrichtenagenturen entwickeln wird und welche vielschichtigen Auswirkungen dies auf die Redaktionen und den Journalismus in ebendiesen Unternehmen haben wird. Befragt wurden 257 Experten aus Journalismus und Wissenschaft.

Zukunft der Nachrichtenagenturen von Yasmin Schulten-Jaspers - PR-Rezension

In „Zukunft der Nachrichtenagenturen“ stellt Yasmin Schulten-Jaspers die vier relevanten Nachrichtenagenturen für Deutschland vor: AFP, dapd (Insolvenz 2012), dpa und Reuters. Faszinierend ist der historische Abriss über die Entwicklung des globalen und deutschen Nachrichtenmarktes. Die Autorin gibt einen wissenschaftlich fundierten Überblick und stellt den Bezug zum Journalismus her. Den Abschluss des Buches bilden die Ergebnisse der Delphi-Studie.

Trend: Crossmediale Angebote

Die Ergebnisse sind wenig überraschend für Kommunikatoren. Ein erkennbarer Trend, den auch die Befragten deutlich unterstreichen, sind die crossmedialen Angebote. Dazu zählen neben der Integration der unterschiedlichen Medienkanäle wie Video, Audio und Online auch die Rolle des Redakteurs. Nachrichtenagenturen werden zu Newsrooms, in denen Journalisten querschnittlich arbeiten müssen. Das ist ein Trend, der sich allerdings schon in der Unternehmenskommunikation großer Konzerne durchgesetzt hat. Damit unterscheiden sich Nachrichtenagenturen in ihrer Struktur nur wenig von den PR-Abteilungen. Auch was die Ziele Glaubwürdigkeit und Service angeht gibt es Analogien.

Daneben auch nicht neu: „Ohne Facebook, Twitter und Co. geht nichts mehr“. Deren Relevanz wird für die Quellenrecherche zunehmen. Gut zu lesen ist, dass Nachrichtenagenturen soziale Netzwerke und Blogs als „Quellen zur Ermittlung sozialer Zustände und als neue Zentren der öffentlicher Meinungsbildung“ sehen. Das unterstreicht die Meinung dieses Journalisten. Die Nachrichtenagenturen nehmen dabei dann eine noch stärkere Gatekeeper-Funktion ein, um relevante von irrelevanten Inhalten zu trennen.

Eine dritte bemerkenswerte Aussage, die von Yasmin Schulten-Jaspers hervorgehoben wird, ist der lokale Bezug der Nachrichten. Ein Befragter aus der Zeitungsbranche sieht den überregionalen Teil als austauschbar an, da diese Inhalte durch die Nachrichtenagenturen bereitgestellt würden. Vielmehr sei die Zukunft der Zeitung lokal. Denn dort sei sie unterscheidbar.

„Zukunft der Nachrichtenagenturen“: Für Wissenschaftsinteressierte

Der Stil, der einer wissenschaftlichen Arbeit inhärent ist, stört etwas den Lesefluss. Zudem erhöht sich der Umfang des Buches durch die notwendigen Ausführungen zur Theorie. Gerade letztere sind für die tägliche Arbeit in der Kommunikation nicht notwendig. Daneben sind die Trends im Nachrichtenmarkt wenig überraschend.

Dagegen sind die Ausführungen rund um die Studienergebnisse interessant für jeden, der sich mit der Theorie der Presselandschaft beschäftigt – und für denjenigen, der eine Nachrichtenagentur gründen möchte. Jedoch hält das Werk nicht das Versprechen des Klappentextes: „[Aus der Studie] ergeben sich vielfältige Vorschläge für Innovationen und Strategien.“

Es gibt drei Scheidtweiler PR-Sterne: Nachrichtenagenturen - 3 Sterne Rezension - Scheidtweiler PR Bremen

Über die Autorin Dr. Yasmin Schulten-Jaspers

Dr. Yasmin Schulten-Jaspers beschreibt sich als Journalistin, Wissenschaftlerin und Dozentin. Sie studierte in Diegen und Miami. 2009 schloss sie ihr Volontariat bei der Nachrichtenagentur ddp ab. Die vorliegende Promotion erarbeitete Dr. Schulten-Jaspers von 2010 bis 2013 an der TU Dortmund. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Autorin.

„Zukunft der Nachrichtenagenturen.  Situation, Entwicklungen, Prognose.“ ist 2013 in der 1. Auflage im Nomos Verlag erschienen, hat 234 Seiten und kostet 36,- EUR. Das Werk ist Teil der Reihe Aktuell. Studien zum Journalismus, Band 6.

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Über den Rezensenten Nicolas Scheidtweiler

Aktuelle Informationen über den Autor Nicolas Scheidtweiler erhalten Sie auf seinem Google+-Profil. Er studierte in München und Hagen und arbeitet seitdem in verschiedenen Funktionen und Bereichen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Verknüpfung von praktischen Erfahrungen mit einem Theorie-Fundament. Nicolas Scheidtweiler hat einen Lehrauftrag für Medientheorie an der Hochschule Bremerhaven.