Abenteuer Kommunikation - Rezension von Alfred FuhrHeute biete ich Ihnen eine Rezension eines Autors, mit dem ich den Wunsch nach akademisch-theoretischer Durchdringung der PR und der Social Media teile. Er stellte mir das Werk „Die Abenteuer der Kommunikation“ von Harald Wenzel vor. Aufgrund dieser Anregung bat ich ihn um eine ausführliche Rezension.

Der Untertitel der Rezension lautet „Parasozialität mit Thomas Gottschalk“ – Was bedeutet das? In meinem Studium der Medienpsychologie tauchte der Begriff „parasozial“ schon auf: Es geht um die soziale Beziehung vom Zuschauer zur Person im TV. Seit meinem Studium vor einem Jahrzehnt hat sich in den Medien einiges verändert. Neu hinzugetreten sind die Social Media wie Facebook, Twitter oder Google+.

Nun lasse ich Sie mit dem Rezensenten Alfred Fuhr allein.

Präambel

„Ins Abenteuer aufzubrechen bedeutet, durch eine unbekannte Welt zu navigieren, sie zu erfahren und zu erkennen und schließlich zurückzukehren. Nach Meer und Großstadt sind jetzt die vernetzten Kommunikationen der Echtzeitmassenmedien Szene des Abenteuers.“ (Harald Wenzel)

Warum lassen sich die Kommunikationen der Menschen, wenn sie sich auf Facebook, Xing oder anderen Internet Plattformen austauschen, oder fernsehen, Printmedien lesen oder Radio hören, als aktive Abenteuer der Kommunikation bezeichnen?

Die Antwort und eine spannende Begründung findet sich im Buch von Harald Wenzel, der Die Abenteuer der Kommunikation beschreibt, die Geschichte der Kommunikationswissenschaft als Teil der amerikanischen Soziologie deutlich macht und eine der besten Beschreibungen der Paradoxien liefert, denen wir alle ausgesetzt sind, wenn wir am Abenteuer der Vertrauenskommunikation teilnehmen.

Kommunikation weitet sich immer aus

Die Auswirkungen auf die Menschen durch diese technischen Erweiterungen beschreibt Harald Wenzel, der in seiner historischen Betrachtung des Abenteuers die Echtzeitmassenmedien Fernsehen und das Internet als die derzeit letzte Stufe der Entwicklung der Abenteuer der Kommunikation ansieht. Er beginnt mit einer Schilderung der Abenteuer auf hoher See, wo eben Seefahrer Schiffbruch erlitten haben, und deshalb Waren gar nicht erst ankamen. Der sesshafte Kaufmann, auch er erlebte Abenteuer, wenn er sich mit seinen Waren aufmachte.

Telegraf, Verkehrsmittel, und Zeitungen diese „alten“ Technologien und Medien haben bei der Formung und der Integration der Gesellschaft in den USA sehr geholfen.

Kommunikation in den Neuen Medien

Der Begriff des Abenteuers beschreibt heute den Kampf um die Aufmerksamkeit der Kunden. Er wird mehr und mehr  unter dem Risiko der Nichtkontrollierbarkeit dessen, was das Netz mit diesen Informationen macht, geführt. Der Transport der Waren wurde mit der Entwicklung der modernen Verkehrsmittel zur Routine und immer sicherer, an die Stelle trat nun das Abenteuer Fremden vertrauen zu müssen, wenn in Massenmetropolen  Fremde unter fremden Menschen leben und arbeiten müssen.

Die Massenmedien, die sich aus der technischen Weiterentwicklung der Verkehrsmittel z.B. in Verbindung mit dem Verkehrsmittel Eisenbahn entstehen, oder der Telegraph erzeugten parasoziale Vertrauensbeziehungen, die  über das Fernsehen und das Internet sich stark ausbreiten. Beginnend mit Verkehrsmitteln, Telegrafen,  Zeitung, Fernsehen und Internet wird die evolutionäre und soziale Entwicklung und die Dominanz von „parasozialen Vertrauensbeziehungen“ auf, die durch Medien gebildet werden, beschrieben.

Parasoziale Beziehungen dienen der Integration

Obwohl wir die Menschen im Fernsehen, die Moderatoren und Schauspieler und Experten im Fernsehen nicht wirklich kennen, entwickeln wir zu ihnen eine Beziehung, als ob wir sie wirklich kennen würden, bloß weil sie in unserem Wohnzimmer Gäste auf der Mattscheibe sind. Wir haben auf Facebook inzwischen so viele Freunde, dass wir einen anderen Begriff für die reale Freundschaft brauchen werden. Moderne Echtzeitmassenmedien sind – so Wenzel – deshalb vor allem Integrationsmedien, sie erweitern die Möglichkeiten, mit denen sich fremde Menschen miteinander verbinden, untereinander vernetzen und fast grenzenlos austauschen können.

Forschungsergebnisse in den Medienwissenschaften

Mit Hilfe eines soziologischen Äquivalentes zum Mikroskop, mit der Nutzung der Forschungsergebnisse und der veröffentlichten Theorien der amerikanischen Medienforschung, von Paul Lazarsfeld und Harold Lasswell lässt sich zeigen, dass in den Echtzeitmassenmedien Fernsehen, Rundfunk und Internet große Chancen stecken, die Möglichkeiten menschliche Freiheit auszudrücken, während die europäischen Arbeiten von Autoren wie Adorno, Habermas aber auch Foucauld mehr auf dem Manipulationsaspekt der Massenmedien insistieren. Gerne lassen sich hier Gefahren beschwören, aber sie lassen sich tatsächlich empirisch kaum nachweisen. Reflexartig wird von Wissenschaftlern ein Ekel vor der Masse ausgedrückt. Als Gegenteil davon wird von einer herrschaftsfreien Kommunikation auf einem realen öffentlichen Marktplatz geträumt.

Neue Modelle der Kundenkommunikation

Die amerikanischen Soziologen Talcott Parsons und dessen Schüler Harold Garfinkel und der von Wenzel heran gezogene Paul Virilio haben mit ihrer Forschung, dem dort empirisch gewonnen Wissen, Belege für die Notwendigkeit  parasozialer Vertrauenskommunikation gesammelt, ein Wissen, dass uns  helfen kann, die möglichen Zukünfte, die neue Ordnung, neue Geschäftsmodelle und die Abenteuer der Kommunikation der Kunden besser zu verstehen, denn sie folgen stets gleichen Impulsen und Sehnsüchten.

Die Abenteuer der Kommunikation in den neuen sozialen Öffentlichkeiten zeigen den Preis, den wir dafür zahlen müssen. Die Nichtkontrollierbarkeit öffentlicher Kommunikationsfolgen von Personen und Unternehmen.


Weitere Informationen zum Unternehmen von Alfred Fuhr erhalten Sie unter www.dasfuhrwerk.net.

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