Jetzt bin auch ich betroffen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nach über einem Jahr wurde ein von mir als Einzelnachweis eingetragener Link bei Wikipedia entfernt. Aber nicht wegen der mangelnden Qualität, sondern offensichtlich weil es sich um einen Blog aus dem Bereich PR handelt.

Das ist frustrierend, da Einzelautoren so unter Generalverdacht einer bestimmten Berufsgruppe gestellt werden. Das kann aber nicht Sinn und Zweck eines freien Online-Lexikons sein.

Anhand von drei Aspekten möchte ich zur Diskussion vor dem Hintergrund meines Falles anregen:

  1. Glaubwürdigkeit als Faktor für Wikipedia und PR
  2. Quelle oder Qualität
  3. Selbstverwaltung: Beliebigkeit oder eigene Agenda

Mit dem heutigen Artikel begebe ich mich auf gefährliches Terrain, geht es doch um das große Wikipedia. Gehört habe ich, dass Kritiker der Verfahren bereits auf die Blacklist gesetzt wurden. Trotzdem ist es mir wichtig, diesen Beitrag zu verfassen. Denn vor kurzem gab es bereits Diskussionen über die Rolle des Online-Lexikons im Internet und die Qualitätsstandards.

1. Glaubwürdigkeit als Faktor für Wikipedia und PR

Als „Opfer“ der „neuen“ Qualitätsoffensive bei Wikipedia stört mich massiv die Behauptung, Wikipedia-Artikel mit Linkspam zu versehen. Diese Links wurden jetzt nach über einem Jahr durch einen Autor gelöscht. In einer Diskussion macht er seine Geisteshaltung deutlich: „Kunde von Nicolas Scheidtweiler?“. Damit wird einem PR-Berater indirekt unterstellt, unwahre und beschönigende Inhalte zu bringen.

Das ist allerdings eine sehr voreingenommene Sichtweise. Nicht nur die ethischen Grundlagen des Berufes erlauben keine derartige Darstellung. Auch macht es keinen Sinn, die eigene Glaubwürdigkeit auf Spiel zu setzen. Denn diese würde das Vertrauen in ein Produkt oder ein Unternehmen schnell zerstören. Vertrauen ist das höchste Gut in der Öffentlichkeitsarbeit.

Unternehmen oder Organisationen, die sich bei Wikipedia ausschließlich werblich präsentieren, haben das Prinzip des Online-Lexikons nicht verstanden. Es geht um belastbare Informationen, die den Lesern Mehrwerte bieten. Eine einseitige Darstellung bietet diese Mehrwerte nicht.

Mein entfernter Link war ein Interview mit dem ersten Kläger zur Haushaltsabgabe. Lesen Sie es selbst und bewerten Sie, ob es werblich ist oder journalistische Hintergrund-Infos bietet.

2. Quelle oder Qualität

Die Stärke von Wikipedia ist es, dynamisch neue Inhalte und aktuelle Entwicklungen aufzunehmen und abzubilden. Wenn ich dann in einem Artikel, bei dem es neue Forschungsergebnisse gibt, Einzelnachweise zu Büchern aus dem Jahr 1971 sehe, ist das antiquiert und rückwärtsgewandt. Ein von mir in ebendiesem Artikel eingebundenes Interview mit einem Forscher zur Thematik, wurde entfernt. Offensichtlich wegen der Quelle.

Die Frage lautet somit, ist die Qualität des verlinkten Inhalts entscheidend oder eher die Größe oder Art des verlinkten Portals? Mein Blog wird redaktionell geführt, er beinhaltet keine Werbetexte. Der Blog hat wie eine Online-Zeitung informierende und meinungsbildende Beiträge. Das muss bei der Prüfung eines Einzelnachweises in Erwägung gezogen werden.

Und warum sollte eine Blog überhaupt kritischer als ein Massenmedium hinterfragt werden? Ist der Autor doch ebenfalls eine Einzelperson. Und in den meisten Fällen weniger Fachmann als ein Blogger. Kritik bietet sich also an.

Nehmen wir beispielsweise den Bereich Fitness. Dort gibt es sehr viele gute Blogger, die Erfahrung und Wissen zu Gesundheit und Sport teilen. Die Tageszeitung „Welt“ baut dagegen gerade ihr Fitness-Angebot aus. Als selbst Sportbegeisterter sehe ich aber einen qualitativen Unterschied. Die Blog-Artikel gehen ins Detail. Ein Massenmedium muss dagegen unterschiedliche Leserschaften bedienen. Dadurch geht eine gewisse Qualität verloren. Geht es nach der Logik bestimmter Wikipedia-Sichter und -Administratoren würde eher auf das bekanntere „Welt“-Angebot verlinkt, als auf einen fachlich besseren Blog-Artikel.

Allerdings geht damit deutlich Qualität verloren. Mein Fachinterview zur Haushaltsabgabe habe ich vor dem Hintergrund meiner Lehrtätigkeit in der Medientheorie und als ehemaliger Radioredakteur geführt. Die Intention ist vergleichbar mit der eines Journalisten.

3. Selbstverwaltung: Beliebigkeit oder eigene Agenda

Wie so oft bei großen Organisationen spielt Einfluss eine entscheidende Rolle. Dabei geht es zum einen um die inhaltliche Ausrichtung oder zum anderen um das Ausüben von Macht. Im Fall meines Sichters, scheint gerade zweiteres der Fall zu sein. Eine inhaltliche Diskussion lässt er auf seiner Diskussionsseite mit anderen Autoren nicht zu. Er pöbelt, wirkt arrogant und überheblich. Kann das der Weg sein? Auf der anderen Seite fordert er Mut, sich der der Diskussion zu stellen. Aber wozu Mut, wenn es keinen Diskussionspartner gibt?

Sichter, die ihre eigene Macht vor eine konstruktive Zusammenarbeit stellen, verlassen das Terrain einer „freien Enzyklopädie“. Sie verhindern die Dynamik, die Wikipedia im angelsächsischen Raum zu Eigen ist. Typisch deutsch ist die Regelungswut. Einer der obersten Hüter von Wikipedia weist in diesem Interview bei Deutschlandradio Kultur („Also ein kanadischer Wikipedianer hat mir mal gesagt, das einzige deutsche Wort, was er kenne, sei ‚verboten'“) darauf hin. Der Pragmatismus, der in den USA vorherrscht, wird in Deutschland nicht gelebt.

Meines Erachtens schneidet sich Wikipedia in das eigene Fleisch, wenn es Sichtern und Administratoren einfach freie Hand lässt, ihre persönlichen Vorlieben auszuleben. Daneben frage ich mich: Warum arbeitet der Nutzer, der meine Links entfernt hat, nicht mit einem Klarnamen? Hat er Angst für seine Entscheidungen verantwortlich gemacht zu werden?

Dieser dritte Punkt ist natürlich der schwierigste. Das dreistufige System hat sich im Grunde bewährt. Es dient der Qualitätssicherung und bietet gute Chancen zur Optimierung einzelner Artikel. Jedoch sollte es nicht einer Kaste von selbstherrlichen Administratoren erlaubt sein, sich über neue und innovative Inhalte abseits der Massenmedien hinwegzusetzen.

Sie verhindern damit die Pluralität, die dem Internet zu Eigen ist und Wikipedia von einer Brockhaus-Redaktion unterscheiden sollte.

Objektive Qualität muss entscheiden

Abschließend: Natürlich freue ich mich, wenn es ein Link meines Blogs oder eines betreuten Unternehmens in die Wikipedia schafft. Ist es doch ein zentraler Bestandteil der Recherchearbeit von Schülern, Studenten, Journalisten usw. Das führt zu einer verbesserten Reputation meines Wissens und der Faktor der Suchmaschinenoptimierung ist nicht zu unterschätzen. Jedoch sollte das nicht um jeden Preis erreicht werden. Die Qualität von Wikipedia muss gehalten werden.

Allerdings bieten die von mir als Nachweis angeführten Quellen diese Qualität: Sie sind hochwertig, glaubwürdig und unabhängig. Damit sollten sie ein Recht auf eine Verlinkung haben.


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