Was ist die größte Herausforderung eines Chef vom Dienstes, wenn er gerade sein Amt bei einer großen Regionalzeitung übernommen hat? Natürlich die sinkenden Abonnement-Zahlen zu stoppen.
Eine wichtige Option ist dabei die Erweiterung der Leserschaft durch digitale Kanäle. Im Rahmen des DPRG-Vortrages im Bremer Presse-Club stellte das verantwortliche Team des Weser Kuriers anhand der Praxis den Weg zur digitalen Tageszeitung vor.

In einem mit deutlichen Worten gespickten Vortrag erläuterte Daniel Killy, Chef vom Dienst beim Weser Kurier, diese Herausforderungen. Er fordert ein unverzügliches Umdenken des Verlages, aber auch der Redaktion: „Es gilt den Kollegen zu vermitteln, dass sie nichts durch digitale Angebote verlieren. Sondern, dass sie Kompetenzen und technischen Know-how gewinnen.“ Aus seiner Sicht müssen Verlage so eine Konvergenz entwickeln, die sich technisch, inhaltlich und wirtschaftlich positiv auswirkt.

Die Zeit drängt

Daniel Killy sieht derzeit in den Verlagen schlafende Riesen. Sie hätten sich viel zu lange auf ihrer (Quasi-)Monopolstellung ausgeruht und verlieren nach und nach Boden und ihre finanziellen Polster. Der objektive Leserschwund und die Dynamisierung der Kommunikation sind gleichermaßen Ursache. Zwar hätte es immer wieder Initiativen gegeben, diese wären aber nie konsequent zu Ende gedacht worden. Aktuell besteht das digitale Paket des Weser Kuriers aus unterschiedlichen Plattformen. Das wirke allerdings unabgestimmt und verlöre sich in der Darstellung als einheitliches Medium.

„Content First!“

Die Strategie des Weser Kurier sieht vor, die Qualität der Inhalte zu erhöhen und diese in einem Kanal zusammenzufassen. Daniel Killy ist daher bestrebt, alle Ausgabemedien – Print, Online, Mobile und E-Paper – gleichzustellen. Damit einher geht auch die Zusammenfassung der Redaktion zu einem Newsroom. Die Abgeneigtheit der klassischen Print-Kollegen gegenüber den digitalen Redakteuren muss überwunden werden. Aus dem Nähkästchen plauderte Daniel Killy, als er erzählte, dass seinerzeit ein Online-Redakteur lieber seine Info einem Konkurrenz-Medium gab, als sie in der eigenen Print-Redaktion anzubieten.

Wichtig bei dieser Zusammenfassung ist weiterhin der fundierte Journalismus. In Zeiten der Dynamisierung bieten sich gute Ansätze für Analysen und tiefergehende Recherchen. Der Referent sieht insbesondere in der Verbindung zwischen digital und regional gute Chancen. Das Stichwort lautet „Micro Journalismus“.

Mit Einbindung eines Bezahlmodelles (Metered Paywall) und verschiedenen Abo-Angeboten soll zudem die Finanzierung sichergestellt werden. Ein Vorbild ist Axel Springer. Von dort bringt Daniel Killy auch seine positiven Erfahrungen mit diesen Modellen mit. Zusätzlich entwickelt der Verlag Anzeigen-Angebote in den digitalen Kanälen. Elektronische Beilagen oder Augmented Reality können Teil des neuen Anzeigenmodells sein.

Daniel Killy fasste abschließend zusammen:

  1. Content First ist keine Alternative für Zeitungen, ist deren Überlebensmittel!
  2. Eine Mehrkanalstrategie bedeutet mehr Anspruch an die journalistische Arbeit, aber nicht Mehrarbeit!
  3. Abonnements-Lösungen funktionieren nur nach dem Baukasten-Prinzip!
  4. Die „gute alte Zeitung“ kann einen Qualitätsschub durch die Mehrkanal-Konkurrenz erfahren!

Lebhafte Diskussion zur Digitalisierung

In der anschließenden lebhaften Diskussion zeichnete sich eine teilweise Übereinstimmung zwischen den Meinung des Blattmachers Daniel Killy und der Zuhörer. Kontrovers wurde über die regionale Ausrichtung einer Tageszeitung gesprochen. Während einige Teilnehmer gerade diesen Aspekt in den Vordergrund schoben, um den Weser Kurier wieder profitabel halten zu können, machte der CvD deutlich, dass es nur mit eigenen nationalen Informationen geht. Der Wunsch der meisten Leser ist es auf den ersten Blick jedoch, ein modulares System in den Abonnements zu haben.

In diesem Facebook-Profil wurden die Argumente ausführlich nach dem Ende der Veranstaltung ausgetauscht:

 

Fazit zum DPRG-Vortrag

Ich freue mich, dass der Vortrag so deutlich in seiner Ansage war. Daniel Killy zeigte sehr pointiert auf, in welchem Umfeld er sich bewegt. Die bewundernswerte Offenheit eines Chefs vom Dienst lässt hoffen, dass das Massenmedium Tageszeitung die Kurve kriegt. Denn für uns PR-Schaffende ist die Pressearbeit noch immer eine besondere. Veröffentlichungen in Medien wird noch immer ein höheres Vertrauen als den eigenen Medienkanälen (Homepage, Anzeigen etc.) entgegengebracht. Eine starke Leser-Basis und ein gutes finanzielles Polster vermeiden nicht zuletzt die berühmten Koppelgeschäfte zwischen Verlagen, Anzeigenberatern und PR-Abteilungen.

Daher schließe ich mich dem Referenten des Abends an: „Es gibt nur zwei Arten von journalistischen Inhalten: gute und schlechte.“

Über Scheidtweiler PR

Zusätzliche Anregungen von Nicolas Scheidtweiler erhalten Sie auf seinem Google+-Profil. Er studierte in München und Hagen und arbeitet seitdem in verschiedenen Funktionen und Bereichen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Verknüpfung von praktischen Erfahrungen mit einem Theorie-Fundament. Nicolas Scheidtweiler hat einen Lehrauftrag für Medientheorie an der Hochschule Bremerhaven.

Für weitere Informationen zu Public Relations, Marketing und Unternehmenskommunikation steht Ihnen Scheidtweiler PR, Agentur aus Bremen, gerne zur Verfügung. Wir helfen Ihnen, moderne Kanäle wie Social Media (Facebook, Twitter, Google+ und Co.) und Mobile Marketing mit der klassischen Unternehmenskommunikation zu verknüpfen. Dies hilft Unternehmen und Organisationen effizient und kostensparend mit ihren Zielgruppen (Käufer, Interessenten, Anwohner) zu kommunizieren.

Aus unserer Sicht muss PR dauerhaft und kontinuierlich gestaltet werden. Nur durch eine dauerhafte, ideenreiche und seriöse Partnerschaft kann der Kommunikationserfolg erreicht werden. Unser Kunden sind mittelständische Unternehmen aus Bremen und Norddeutschland. Wir fokussieren insbesondere auf die technologie-, sowie die wirtschaftsnahen Branchen.