Die Einladung habe ich gerne angenommen. Mal wieder ein paar alte Bekannte in der Branche treffen und Anregungen für die tägliche Arbeit zu gewinnen. Zwar konzentriert sich die Publisher Business Conference auf Verlage und große Publizisten. Aber auch für uns als Fach-Blogger oder im Bereich Corporate Blogging waren sinnvolle Panels im Angebot.

Den Auftakt machte Kai Diekmann. Der nicht unumstrittene Ex-Bild-Chef löste keine hohen Erwartungen bei mir aus. Ich sollte mich jedoch täuschen.

Kai Diekmann über Journalismus

Das Gespräch mit Sven Böll von der Wirtschaftswoche drehte sich um Fragen von Qualitätsjournalismus, digitalem Wachstum und neuen publizistischen Geschäftsmodellen.

Ex-Bild-Chef Kai Diekmann auf der Publisher Business Conference in Hamburg

Ex-Bild-Chef Kai Diekmann im Gespräch

Der Einstieg war wie erwartet das Digitalisierungs-Bla-Bla. Es gibt keinen seriellen Medienkonsum mehr, unter 40jährige (ja, das hat er gesagt!) glauben nicht, dass es anderen Medien (Zeitung) als die digitalen gibt und dass Amazon oder Netflix mit ihren Abo-Preisen nur in den Handelskampf gehen, um Monopole zu errichten.  Alles in allem interessant.

Zum Ende des Gesprächs regten mich die Aussagen zum Nachdenken an. Kai Diekmann sieht den Vorteil der Publisher in der Aufbereitung von Nachrichten. Er schlägt das stärkere Storytelling und die Einordnung von Ereignissen für Verlage und Medien vor. Das halte ich für schwierig, da es eine Positionierung bedeutet. Ob das der goldene Weg für Verlage ist?

Journalisten sollen in der Regel schreiben, was ist. Im Kommentar oder der Glosse dürfen sie bewerten und das eigene Weltbild einfließen lassen.

Und zum Schluss kam Kai Diekmann auf die Konkurrenz der sozialen Medien zu sprechen. Er sieht einen Selbstzweck bei Instagram und Facebook. Es nur um Engagement.

Der Ex-Bild-Chef fordert daher die die Offenlegung der Algorithmen. Deren einziges Ziel seit süchtig zu machen. Ähnlich wie bei einem Joghurt seien diese Inhalte aber anzugeben: Warum sieht welcher Nutzer was von wem? Hier gebe ich ihm trotz meiner liberalen Einstellung recht, Nur aufgeklärte Menschen sind Herr/Frau ihrer Nutzungsart.

Facebook und Verlage

Des zweite Panel, das mir in Erinnerung von der Publisher Business Conference bleiben wird, ist „Das Zusammenspiel von Facebook und Publishern“ mit dem Referenten Guido Bülow, Strategic Partner Manager Facebook.

Guido Bülow über Facebook und Verlage auf der Publisher Business Conference

Guido Bülow über Facebook und Verlage

Das soziale Netzwerk verschreibt sich seit Beginn des Jahres wieder mehr dem Beziehungsaufbau zwischen den Menschen und weniger den Marken, die Inhalte teilen wollen. Das bedeutet für uns Anbieter von Inhalten (Agenturen und Unternehmen) weniger Reichweite. Diese können wir nur noch durch wertvolle, emotionale Beiträge wieder erhöhen. Lassen wir uns überraschen, ob das was wird.

Spannender ist aber die Frage der der Qualität von Nachrichten. Mit dem Facebook Journalism Project will sich das Netzwerk enger mit den Verlagen verzahnen und deren Monetarisierung von Inhalten unterstützen. Dabei helfen die Kalifornier besser als Marke und Absender wahrgenommen zu werden.

Für die Absender gibt es dabei zwei Qualitäts-Checks. Zum einen objektiv mit Faktencheckern. In Deutschland ist das zum Beispiel Correctiv. Dieses gGmbH halte ich jedoch nicht für vertrauenswürdig und unabhängig. Es wird sich zeigen, ob dieser Check auf Fakenews funktioniert. Allerdings sucht Facebook weitere Partner. Wer also Interesse hat, kann ein Recherche-Netzwerk gründen.

Auf meine Frage hin ging der Referent Guido Bülow auf den Crowd Quality Check genauer ein. Hier findet gerade der Roll-out in den USA statt. Abonnenten von mehreren Medien-Seiten bewerten diese aus ihrer Sicht die Qualität des Journalismus. Durch diese Methode soll ein unabhängiges System entstehen. Die vertrauenswürdigen Quellen erhalten dann die Chance, öfter ausgespielt zu werden.

Eine grundsätzlich gute Idee. Aber ein Problem für Bloggerinnen und Blogger, die unabhängig von Verlagen und frei agieren. Diese verlieren an Boden und Reichweite, auch wenn sie gute Arbeit leisten. Dadurch wird die Vielfalt der Meinungen und Weltanschauungen der Menschen kaum noch dargestellt.

Insgesamt war die Publisher Business Conference gut besucht und informativ. Hochkarätige Referenten gaben wertvolle Einblick. Allein die Location hat gestört. Mag der Tivoli auf der Reeperbahn ein hippes Ambiente sein, so widerspricht die Atmosphäre der professionellen Konzentration auf die Inhalte.

Über Scheidtweiler PR

Scheidtweiler PR als Teil des Consus Marketing-Netzwerkes steht Ihnen für weitere Anfragen gerne zur Verfügung. Die Agentur aus Bremen unterstützt Unternehmen dabei, moderne Kanäle wie Social Media (Facebook, Xing, Linkedin und Co.) mit der klassischen Unternehmenskommunikation zu verknüpfen. Dadurch kommunizieren diese effizient und kostensparend mit ihren Zielgruppen (Käufer, Interessenten, Anwohner).

Ein Schwerpunkt des Gründers Nicolas Scheidtweiler ist die Verzahnung von praktischen Erfahrungen mit einem Theorie-Fundament. PR muss nach Ansicht des Experten dauerhaft und kontinuierlich gestaltet werden. Nur durch eine ideenreiche und seriöse Partnerschaft werden die Kommunikationsziele erreicht. Zu den Kunden zählen mittelständische Unternehmen aus Bremen und Norddeutschland.