Gerade lese ich mit einer sich manifestierenden Abscheu einen Artikel in der Faz, in dem deutsche Datenschützer mal wieder an den bei Facebook engagierten deutschen Unternehmen herummäkeln. Ich komme an dieser Polemik daher nicht drum herum.
Denn das Vorgehen ist mal wieder ein Witz. Typische deutsche Bürokraten. Allen voran der Datenschutzbeauftragte von Rheinland-Pfalz, Edgar Wagner.
Nicht bei Facebook angemeldet!
Die größte Ignoranz kommt erst zum Schluss, indem der Datenschützer Edgar Wagner behauptet, er müsse sich gar nicht bei Facebook engagieren, um zu wissen wie es funktioniert. Seine Begründung: Er kenne sich in der Bundesliga „ganz gut“ aus, obwohl er dort nie gespielt habe.
Aber gerade in den sozialen Netzwerken ist es notwendig aktiv dabei zu sein, um beurteilen zu können, wie sie funktionieren, was Menschen teilen, was sie interessiert – und wie sie mit dem Datenschutz umgehen. Die Vorgehensweise einfach etwas verbieten zu wollen, ohne die Wirkung zu kennen, ist einfach beschränkt.
Facebook-Nutzer sind nicht doof
Würde sich nämlich der Datenschützer Edgar Wagner ernsthaft mit Facebook auseinandersetzen würde er erkennen, dass die Nutzer nicht doof sind. Sie wissen, welche Vorteile das Netzwerk hat und gehen bewusst das bekannte Risiko der Datensammlung ein. Die Facebook-Gemeinde wägt ab, was es wert ist zu teilen und was eher nicht geteilt werden sollte.
Die Freigabe einzelner Daten ist der Preis für ein freies Netzwerk, bei dem man mit Freunden weltweit Kontakt haben, bei dem man Interessen teilen und einem persönliche wichtige Informationen von Prominenten und Unternehmen unmittelbar erhält.
Datenschutz-Probleme liegen eher beim Staat
Vielmehr sollten sich die ignoranten Datenschützer einmal auf den größten Datensammler Deutschlands stürzen: Die Exekutive unseres Landes. Denn dort werden Daten gesammelt, ohne dass sich nur einziger Bürger dagegen wehren kann. Eine Farce ist daher das Zitat des Telemediengesetzes durch Edgar Wagner: Denn dort besteht ein Widerspruchs-Recht gegen die Datensammlung. Aber auf diesem Auge scheinen unsere Datenschutz-Bürokraten blind zu sein. Man will sich wohl nicht die Karriere im Öffentlichen Dienst versauen.
Fazit: Mehr Selbstverantwortung zutrauen
Mein Rat an die Bürokraten wie Edgar Wagner: Traut den Menschen mehr zu. Sie sind als aufgeklärte Menschen selbst in der Lage zu wissen, was sie an Daten freigeben würden, um bestimmte Mehrwerte in ihren sozialen Beziehungen zu gewinnen. Den Wert der sozialen Beziehungen erfährt man aber erst dann, wenn man es selbst ausprobiert hat.
In einem gebe ich eingeschränkt den beschränkten Ignoranten recht: Social Plugins auf Webseiten müssen kritisch betrachtet werden. Denn dort werden auch Daten von nicht Facebook-Nutzern gesammelt, dich sich bewusst von dem Netzwerk fernhalten.
Aber trotzdem:
Willkommen im 21. Jahrhundert, Herr Wagner!
[divider]Aktuelle Informationen über den Autor Nicolas Scheidtweiler erhalten Sie auf seinem Google+-Profil. Er studierte in München und Hagen und arbeitet seitdem in verschiedenen Funktionen und Bereichen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Verknüpfung von praktischen Erfahrungen mit einem Theorie-Fundament. Nicolas Scheidtweiler hat einen Lehrauftrag für Medientheorie an der Hochschule Bremerhaven.