Ohne Medien werden Menschen nicht informiert. Dabei kommen diesen Medien unterschiedliche Aufgaben zu. Und je nachdem, wie diese erfüllt werden, spielen sie eine bestimmte Rolle. So wie Laura Himmelreich ihre wahrgenommen hat, war es kein Journalismus.
Gestern habe ich im 1. Teil dieses Essays bestimmte Annahmen, zum einen über die Rolle der Massenmedien in der Gesellschaft und zum anderen über die Auswirkungen in meiner PR-Arbeit genannt.
Heute ergänze ich meinen Beitrag zur Laura Himmelreich-Diskussion um Blogs und bewerte den Artikel im Stern vor diesem Hintergrund.
3. Das Verhältnis von Blogs gegenüber klassischen Massenmedien
Der Blog ist dagegen kein Massenmedium. Er ist milieuspezifisch. Er konzentriert sich auf einen bestimmten Themenbereich und bedient eine bestimmte Zielgruppe mit einem bestimmten Sprachstil.
Der Blog hat üblicherweise nicht den (irrealistischen) Anspruch, die gesamte Öffentlichkeit zu informieren. Dahingehend unterliegt er auch nicht der Gefahr, eine Masse von Menschen mit falschen, subjektiven Informationen zu versorgen. Die meisten Leser erwarten von einem Block auch nicht objektive Informationen, sie erwarten Emotion, Persönlichkeit, Nähe. Das sind die Nachrichtenwerte, die einen Blog im Allgemeinen kennzeichnen.
Ein Blog darf damit gegenüber den Massenmedien trivial sein. Die Massenmedien dürfen nicht beim Trivialen stehen bleiben.
Blogs bereichern die Medienlandschaft. Sie stellen viele bunte Facetten des Lebens, der Gesellschaft, der Politik, der Wirtschaft, des Sport etc. p.p. dar. In ihrer Gesamtheit sind sie inzwischen ein Massenmedium.
Synthese: Laura Himmelreich’s Artikel ist kein Journalismus
Fasst man meine genannten Annahmen zu Massenmedien und Blogs zusammen und stellt sie in den Kontext des Laura Himmelreich-Artikels, erkennt man, dass er nicht die Anforderungen an eine Veröffentlichung in einem Massenmedium wie dem Stern erfüllt.
Der Artikel von Laura Himmelreich widerspricht der soliden Recherche. Es werden nicht nachprüfbare Behauptungen aufgestellt, die dadurch, dass sie als gedrucktes Wort erscheinen, einen immanenten Wahrheitsgehalt besitzen. Selbst vor Gericht wäre eine derartige Aussage nicht haltbar. Dieser Maßstab muss auch für Journalisten gelten.
Aus meiner Sicht wäre ein Blog-Artikel in dieser Form das richtige Mittel gewesen, um auf das noch zu beweisende Fehlverhalten von Rainer Brüderle aufmerksam zu machen. Dort kann Laura Himmelreich ihre subjektive, persönliche Erfahrung darstellen.
Ein schönes Beispiel wie ein Massenmedium dies auch dem Leser verdeutlichen kann, ist der SpiegelBlog. Hier ist der journalistische Anspruch deutlich niedriger und kann sich auch sehr subjektiv bemerkbar machen. So in diesem Artikel.
Eine Journalistin wie Laura Himmelreich sollte zudem dafür ein Gespür haben, wann welches Verhältnis gilt. An einer Hotelbar um 23 Uhr gilt jedenfalls nicht „Unter 1“. Ein Journalist sollte Verständnis für menschliche Schwächen haben.
Wahre Verfechterin ihrer Sache
Insgesamt sehe ich für Laura Himmelreich eine Zukunft als prominente Verfechterin ihrer Sache. Sie wandelt sich damit zur Lobbyistin, zur Beauftragten für Public Affairs oder einfach zur PR-Managerin ihrer Organisationen, die für die aus ihrer Sicht richtige Sache kämpfen.
Dort kann sie ihre eigene Meinung frei ausleben, diese in ihren eigenen Kommunikationskanälen – Events, Homepage, Blogs, Social Media – veröffentlichen und so einen gewissen Teil zur öffentlichen Meinung beizutragen.
Letztlich kann dieser Artikel als Coup bezeichnet werden. Soweit ich mich erinnere hatte ihr Twitter-Kanal bei meinem ersten Besuch knapp 150 Follower. Heute sind es über 1.300. Diese wachsende Prominenz wird ihr behilflich sein.
Aber hoffentlich als ehrliche Verfechterin ihrer Sache.
So wie ich als Blogger.
Ich lade Sie herzlich zur Diskussion auf meiner Facebook-Seite und meinem Google+-Profil ein.
Etwas Persönliches zum Schluss:
Mehrfach wurde in den sozialen Netzwerken angefeindet. Jedoch nicht wegen meiner Meinung zum Journalismus, sondern unter der Frage, ob ich ein Sexist sei. Diese Diskussion spielt in diesem Essay keine Rolle. Das, was ich jedoch unter dem Hashtag #aufschrei gelesen habe, hat mich zum Teil tief berührt. So dürfen Mann und Frau nicht miteinander umgehen.
Der Autor Nicolas Scheidtweiler studierte an der Universität der Bundeswehr in München Staats- und Sozialwissenschaften. Seine Fächer waren Geschichte, Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Psychologie. Im Anschluss studierte er Rechtswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Einen Aspekt seiner Arbeit legt er auf die akademische Fundierung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Medientheorie. Mehr Informationen über Nicolas Scheidtweiler erhalten Sie auf seinem Google+-Profil.