Für das Verständnis von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist auch das Verständnis von Kommunikation zwischen den Menschen ein wichtiger Faktor. Gerade im Bereich Social Media handelt es sich nicht mehr um eine rein technische Beziehung, wie beispielsweise in den Massenmedien (TV, Radio), sondern um eine emotional geprägte Interaktion (Was bedeutet das für die PR?) zwischen Organisationen und Zielgruppen.
Kommunikation ist kaum fassbar zu definieren. Verschiedene Modelle führen gemeinsam zu einer Annäherung. Kommunikation kann als Reiz-Reaktions-Kette, als Zeichenprozess oder mithilfe der Laswell-Formell erklärt werden.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Modell der Kommunikation von Paul Watzlawick. Der Kommunikationstheoretiker entwickelte in 60er Jahren fünf pragmatische Axiome, auf denen seiner Ansicht nach Kommunikation zwischen Menschen fußt. Er wollte sich damit auch den Störungen annähern.
Wichtige Begriffe sind bei ihm Kommunikation und Interaktion. Dabei versteht er unter Kommunikation den Austausch, die Vermittlung und die Aufnahme von Informationen. Interaktion heißt für ihn aufeinander bezogenes und sich ergänzendes Handeln. Grundsätzlich gilt für Watzlawick:
Wer kommuniziert, interagiert. Wer interagiert, kommuniziert.
In den nachfolgenden Beispielen der Kommunikation zweier Freunde, die sich nach Jahren auf einem Kongress wiedersehen, bedarf es für eine Verständigungsschwierigkeit zunächst verschiedener Grundbedingungen:
Hier ist zum einen an unterschiedliche Lebenswege (Sozialisation) seit dem letzten Treffen zu denken, die sich aus unterschiedlichen Freundeskreisen und Milieus entwickeln können, oder zum anderen an kurzfristige unterschiedliche Stimmungslagen, die sich aus aktuellem Anlass, bspw. einem erfolgreichen bzw. verfehlten Projekt, ergeben können. Daneben ist für die Grundlage von Verständigungsschwierigkeiten an Krankheiten oder soziale Rollen (Dozent – Zuhörer) zu denken.
Aus diesen Grundbedingungen lassen sich Missverständnisse anhand der fünf Watzlawickschen Axiome ableiten:
1. „Man kann nicht nicht kommunizieren“
Die zwei alten Bekannten laufen sich auf dem Kongress über den Weg. Während A euphorisch und selbstbewusst auf B zugeht und ihn freudig umarmt, bleibt dieser gebückt, still und zurückhaltend, obwohl er sich über das Wiedersehen freut. Beide haben zwar eine grundsätzlich positive Einstellung zueinander, jedoch wurde A als vortragender Experte zum Kongress eingeladen und B, der den gleichen Werdegang hat, musste sich als Teilnehmer anmelden.
B möchte seine Unzufriedenheit in seinem Schweigen verstecken. Aber ihm ist nicht bewusst, dass er auch non-verbal kommuniziert. Hier hat B zwar nicht kommunizieren wollen, aber sich durch seine Körperhaltung sein Inneres offenbart. In der Folge ahnt A jedoch nicht, was hinter dem äußeren Verhalten des B steckt. Er fühlt sich beleidigt und nimmt seine freudige Art zurück und verhält sich sachlich, denn er interpretiert das Verhalten seines alten Bekannten falsch.
2. „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt“
In der nächsten Phase des Wiedersehens rückt dann der Beziehungsaspekt in den Vordergrund. Nachdem beide alte Bekannte sind, ist die Beziehung durch die Verständigungsschwierigkeit i.S.d. ersten Axiom unterkühlt. Vor allem B sieht sich mit einem sachlichen Verhalten des A konfrontiert. A leitet das Gespräch auf ein Fachthema des Kongresses über. Er möchte zumindest eine Sachebene zu seinem alten Bekannten finden. Er spricht dabei über das Thema seines Vortrages, weil er denkt, dass er damit B’s Interesse weckt.
B ist jedoch noch konsterniert über den abrupten Gesprächswandel. Er interpretiert das Gespräch als herablassend seitens des A. Er macht daher A deutlich, was er von dessen Vortrag hält. Er stellt sich auch logischen Schlüssen des A entgegen und behauptet „aus Prinzip“ das Gegenteil. Das führt dazu, dass A vermutet B sei nicht auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und beginnt, die Grundlagen des Faches in einem belehrenden Ton zu erläutern.
3. „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt“
B reagiert jetzt erst recht trotzig. Für ihn war sein zurückhaltendes Verhalten zu Beginn des Wiedersehens nicht der Grund, dass sich das Gespräch so entwickelt und ihn sein alter Bekannter jetzt wie einen Studenten behandelt. Für A ist es umgekehrt, er hätte erwartet, dass B ihn auch freudig begrüßt. Dabei handelt es sich um einen Erwartungsfehler. Er rechnete nicht damit, dass B seine Freude zurückhält und ihm unterkühlt begegnet. A ist nicht in der Lage, sich auf das Verhalten des Freundes einzustellen. Er zieht sich auf seine Dozenten-Rolle zurück. So drehen sich beide im Kreis und die Verständigungsschwierigkeiten nehmen reziprok zu.
4. „Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten“
A und B haben zwar lange zusammengeforscht, jedoch trennten sich ihre Wege. A ging nach Kalifornien, B nach China um sich weiterzuentwickeln. Beide sprechen zwar noch deutsch, haben sich aber Verhaltensweisen ihrer jeweiligen Gastvölker angeeignet. Während B sich in chinesischer Zurückhaltung übt, verhält sich A extrovertiert und redet laut auf dem Gang.
Beide tauschen sich zwar in einer logischen Struktur (digital) aus, jedoch erzeugt die unterschiedliche Gestik und Mimik (analog) Befremden bei den alten Bekannten. Hier fallen beide für den jeweils anderen aus dem vorgegebenen (codierten) Rahmen. Beide können sich nicht auf einen gemeinsamen analogen Modus einigen. Es kommt zu Verständnisschwierigkeiten.
5. „Kommunikation verläuft entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht“
Trotz dieser Verständigungsschwierigkeiten beschließen A und B an die Bar zu gehen. Bei ein paar Bier wird die Zunge locker und die Spannungen nehmen ab. Beide erinnern sich ihrer guten alten Jahre und bleiben noch ein paar Stunden. Jetzt geht es ans Bezahlen. Da A und B wissen, dass der jeweils andere ein spendabler Gastgeber war, möchten beide bezahlen. Jeder überbietet den anderen bezahlen zu wollen, um die Nähe zum anderen und seinen Erfolg im Beruf zu demonstrieren.
Ihr Verhalten ist dabei symmetrisch. Schließlich führt dies zu einem Streit, bei dem sich keiner durchsetzen kann. Beide bezahlen jeweils die Rechnung von beiden, um sich nicht vorwerfen zu lassen. Das Ziel der absoluten Gleichheit und Ebenbürtigkeit führte somit zu einem Missverständnis in Form der symmetrischen Eskalation.
Eine weitere wichtige Theorie zu Kommunikation und PR stammt von Grunig und Hunt.
Hier finden Sie die relevanten Grundlagen des Modells.
Für weitere Informationen stehe ich Ihnen mit Scheidtweiler PR, der Content-Agentur aus Bremen als Teil der Consus Marketing GmbH, persönlich zur Verfügung. Ich unterstütze Unternehmen dabei, dynamische Kanäle wie Social Media (Facebook, Twitter, Google+, Blogs, Blogger Relations und Co.) mit der klassischen Unternehmenskommunikation zu verzahnen. Unternehmen und Organisationen treten so effizient und kostensparend mit ihren Zielgruppen (Käufer, Interessenten, Anwohner) in Kontakt.
Zusätzliche Anregungen zu Public Relations, Marketing und Unternehmenskommunikation erhalten Sie auf meinen Profilen bei Google+ und Twitter. Ich absolvierte meine Studien in München und Hagen und arbeite seitdem in verschiedenen Funktionen und Bereichen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Verknüpfung von praktischen Erfahrungen mit einem Theorie-Fundament. Ich habe einen Lehrauftrag für Medientheorie an der Hochschule Bremerhaven.
Aus meiner Sicht muss PR dauerhaft und kontinuierlich gestaltet werden. Nur durch eine ideenreiche und seriöse Partnerschaft kann der Kommunikationserfolg erreicht werden. Meine Kunden sind mittelständische Unternehmen der DACH-Region. Ich lege auf technologie- sowie wirtschaftsnahe B2B-Branchen. Scheidtweiler PR ist Teil des Netzwerks von Consus Marketing.
Mehr Informationen über den Autor Nicolas Scheidtweiler erhalten Sie auf seinem Google+-Profil.