In der Serie Blogger hautnah berichten wir über die Erfahrungen und Erwartungen von Micro-Influencern mit Kooperationen. In der Unternehmenskommunikation stellen Blogger-Relations ein junges Themenfeld dar. Wir haben sechs Bloggerinnen und Blogger interviewt. Die Antworten sind für Unternehmen und Agenturen gleichermaßen wertvoll.

In Zusammenarbeit mit Trusted Blogs entstand die Interview-Idee. Diese Woche stellt sich Yasmin Neese von Die Rabenmutti unseren Fragen.

Blogger hautnah: Massen Mails sind ein absolutes No-Go - Yasmin Neese - dierabenmutti.de

Foto von Alexa Brandt


Hallo Yasmin, stelle Dich und Deinen Blog bitte einmal genauer vor.

Ich bin die Yasmin und ich blogge seit gut vier Jahren unter den Namen die Rabenmutti. Meinen Blog habe ich damals in meiner Elternzeit angefangen. Ich wollte abnehmen und über meinen Fortschritt und Literatur bloggen, da ich beruflich auch viel mit Buch-Bloggern zu tun hatte. Nach einer Weile habe ich gemerkt, wie viel Spaß es mir macht und habe angefangen über weitere Themen wie Rezepte und Familienthemen zu bloggen.

Siehst du dich dann schon als Profi, Halb-Profi oder Amateur-Blogger?

Ich würde sagen Halbprofi-Blogger. In der oberen Liga spiele ich nicht mit. Weder von den Zahlen noch von der Zeit, die ich für den Blog aufwenden kann. Ich versuche zwei Stunden am Tag in den Blog zu investieren. Das reicht auf keinen Fall, um in der Profi-Liga mitzuspielen. Dadurch, dass ich beruflich viel im Content-Management und viel unterwegs bin, habe ich dazu meist ein bisschen Hintergrundwissen, was ich rein nehmen kann. Klar, wenn ich wollte, könnte ich das groß aufbauen. Allerdings möchte ich auch gar kein Profi-Blogger werden. Es bleibt ein Hobby und nebenberuflich ein zweites Standbein.

Wie viele Kooperationen hast du schon durchgeführt?

In den letzten vier Jahren habe ich knapp einhundert Kooperationen durchgeführt. Da war alles mit dabei. Angefangen mit Produkt-Beiträgen und das hat sich dann gesteigert. Ich bin aber auch in einige Fettnäpfchen getreten.

Was für Fettnäpfchen waren das?

Am Anfang konnte ich den Wert des Blogs nicht einschätzen. Ich habe für Amazon-Gutscheine gebloggt und das damit unter Wert. Werbung habe ich nicht korrekt gekennzeichnet („in Zusammenbau mit“) und Do-follow-Links gesetzt. Also alles, was man nicht machen sollte.

Muss das Produkt bestimmte Eigenschaften, vielleicht auch ethische Aspekte haben?

Schwierige Frage: Ich bin da ganz ehrlich. Im Normalfall achte ich nicht darauf, dass alle Produkte nachhaltig produziert wurden oder Bio-Qualität aufweisen. Wichtig ist mir, dass die Produkte nicht aus Kinderarbeit oder aus sonstigen schlechten Bedingungen kommen. Das möchte ich nicht unterstützen. Wenn ich weiß, dass Produkte meinem Kind nicht gut tun, würde ich sie niemals in meinem Blog vorstellen. Worauf ich in meinem Alltag achte ist, keine Fertigprodukte zu kaufen. Schließlich koche ich nicht mit ihnen. Mir ist wichtig, dass ich mich mit einem Produkt identifizieren und es authentisch meinen Lesern vorstellen kann.

Worauf kommt es Dir an, wenn Du angesprochen wirst?

Wenn ich eine Kooperation annehme, dann sollte die Marke oder das Produkt zu meinem Blog passen. Werbung für Finanzthemen würde absolut nicht passen. Wenn das Thema kommt, muss ich direkt im Kopf haben: Ja, das passt. Flapsige Kooperationen, in denen Produkte ohne persönlichen Bezug oder Storytelling vorgestellt werden, finde ich ziemlich öde. Die Anfrage für Kooperationen muss sympathisch sein. Massen-Mails, die sich an niemanden individuell richten, sind ein No-Go. Der Kooperationspartner sollte sich mit meinem Blog auseinandersetzen und die Kommunikation auf Augenhöhe stattfinden.

Macht es für Dich einen Unterschied mit einer Agentur oder mit dem Unternehmen zu arbeiten?

Es ist ein Unterschied, ob eine Agentur oder ein Unternehmen auf mich zukommt. Bei Agenturen hat man von vornherein weniger Spielraum, da sie vom Unternehmen auch nur ein festgesetztes Budget bekommen. Damit müssen sie ihre eigenen Arbeitsstunden abdecken und zusätzlich den Blogger bezahlen. Wenn ich direkt mit einem Unternehmen spreche, weiß ich, dass es etwas flexibler sein kann.Da kann man noch mal das eine oder andere aushandeln. Kommunizieren die Unternehmen über Agenturen, ist da immer eine weitere Person, die den Prozess durchaus verlängern kann.

Welche Kompetenzen muss eine Agentur mitbringen, damit du mit ihnen zusammenarbeitet?

Grundsätzlich sollte die Agentur wissen, was die Blogger wollen. Da nicht alle Blogger das Gleiche wollen, müssen sie differenzieren. Amateur-Blogger wollen ganz andere Sachen im Gegensatz zum Profi-Blogger. Während sich Amateur-Blogger mit Gutscheinen zufrieden geben, brauchen Profi-Blogger bei weitem mehr Aufmerksamkeit, damit sie kooperieren. Eine Agentur sollte also wissen, wen sie gerade vor sich hat. So können sie die Blogger auch Zielgruppen-gerechter ansprechen. Für mich ist entscheidend, dass sie nicht nur quantitativen Content streuen wollen, sondern vielmehr qualitativ hochwertige Inhalte suchen.

Wie sieht dein Vergütungsmodell aus?

Die Vergütung ist immer ein ganz großes Streitthema unter Bloggern. Einige von ihnen haben horrende Stundensätze. Ich wäge bei jeder Kooperation von neuem ab. Wenn ich mit einem Start-Up zusammenarbeite, dann bin ich flexibler. Aktuell habe ich mit einem Start-Up zusammengearbeitet, die mich quasi mit Produkten bezahlt haben. Ich konnte das Produkt behalten und ein kleines Gewinnspiel für meine Leser machen. Es muss also nicht immer das große Budget sein. Mittlerweile mache ich meine Vergütung an Seitenaufrufen fest. Ab 10.000 Aufrufen sind das 100 Euro, bei 20.000 200 Euro. Aktuell liege ich zwischen 30 und 50 tausend Aufrufen im Monat, also bewege ich mich zwischen drei- und fünfhundert Euro. Ich mache das abhängig davon, ob mir ein Produkt wirklich zusagt, inwieweit es zum Thema passt und in welcher finanziellen Position das Unternehmen steht.

Yasmin Nesse, danke für das Gespräch

Bloggerinnen und Blogger berichten in der Serie „Blogger hautnah“ in sechs Skype-Interviews über ihre Erfahrungen mit Kooperationen und Kampagnen. Vom 12. März bis 16. April 2018 erscheint jeden Montag ein Interview. Parallel dazu veröffentlichen wir die Gespräche als Video in unserem Youtube-Kanal.

Trusted Blogs hatte die Idee. Gründer Eduard Andrae bietet Agenturen und Unternehmen die Möglichkeit, Blogger zu finden, Kampagnen zu organisieren und die Ergebnisse zu überwachen.


Das Interview als Video:

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Die weiteren Interviews der Serie:

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Die Vergütung ist Streitthema unter Bloggern. Einige haben horrende Stundensätze. "Rabenmutti" Yasmin Neese zeigt in unserer Serie ihre Meinung dazu auf.

Eduard Andrae, Gründer von Trusted Blogs, im Interview:

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Über Scheidtweiler PR

Scheidtweiler PR als Teil des Consus Marketing-Netzwerkes steht Ihnen für weitere Anfragen gerne zur Verfügung. Die Agentur aus Bremen unterstützt Unternehmen dabei, moderne Kanäle wie Social Media (Facebook, Xing, Linkedin und Co.) mit der klassischen Unternehmenskommunikation zu verknüpfen. Dadurch kommunizieren diese effizient und kostensparend mit ihren Zielgruppen (Käufer, Interessenten, Anwohner).

Ein Schwerpunkt des Gründers Nicolas Scheidtweiler ist die Verzahnung von praktischen Erfahrungen mit einem Theorie-Fundament. PR muss nach Ansicht des Experten dauerhaft und kontinuierlich gestaltet werden. Nur durch eine ideenreiche und seriöse Partnerschaft werden die Kommunikationsziele erreicht. Zu den Kunden zählen mittelständische Unternehmen aus Bremen und Norddeutschland.