Werbung, Marketing und Unternehmenskommunikation sollen sich möglichst von der Konkurrenz absetzen und auffällig sein. Allerdings gibt es Grenzen, die nicht nur vom guten Geschmack, sondern vor allem von Ethik und Moral gezogen werden – und bei jedem woanders liegen.

In diesem Artikel gebe ich einen Überblick über die moralischen Anforderungen an PR-Berater.

Schwierige Gratwanderung in der PR

Wo hört Originalität auf? Und wo fängt die Peinlichkeit an? Als PR-Berater sollen Sie mit auffälligen und kreativen Kampagnen und Strategien punkten, müssen sich aber an fein gezogene Linien des Anstands halten. Diese Gratwanderung ist mitunter gar nicht so einfach und in jedem Fall vom Unternehmensgegenstand oder der Art des Auftraggebers abhängig.

Können Online-Versandhäuser witzig und laut sein, kann das bei Parteien oder öffentlichen Aufträgen ganz schnell daneben gehen, da die Zielgruppe einen völlig anderen Anspruch hat. Die Grenzen von Ethik und Moral werden aber immer weiter ausgereizt, um in jedem Fall die Aufmerksamkeit der anvisierten Personengruppen zu erreichen.

Grundlegende Selbstverständlichkeiten

Für einen seriösen PR-Berater sollte es selbstverständlich sein, dass ethnische Minderheiten, Behinderte oder sozial Schwache nicht durch Kampagnen diskriminiert werden. Auch Religionen sind als Thema sehr grenzwertig, denn sie gehören eindeutig in die geschützte Privatsphäre eines jeden Menschen.

Auf der anderen Seite sind gerade PR-Berater von Parteien, politischen oder öffentlichen Persönlichkeiten immer im Zwiespalt zwischen dem persönlichen Anspruch an Ethik und Moral und den Skandalen und Skandälchen, die regelmäßig wieder ans Tageslicht kommen oder gezielt von der Konkurrenz platziert werden. Besonders schwierig wird es, wenn diese Kontroversen dann eindeutig unter die Gürtellinie gehen und den Anspruch des guten Geschmacks ganz erheblich verletzen.

Die Schwierigkeiten in Politik und Öffentlichkeit

Gerade in Zeiten des Wahlkampfes, wenn die Diskussionen schon einmal heftiger werden, sind die PR-Berater gefragt, um Wogen zu glätten, das Image wieder herzustellen oder den angerichteten Schaden zu begrenzen. Hier ähnelt die Arbeit mehr der eines Feuerwehrmannes, der die verschiedenen Brandherde effektiv unter Kontrolle bringen muss, um das festgeschriebene Gesamtziel der Kampagne nicht zu gefährden. Ein probates Mittel ist der konstruktive Dialog mit der Öffentlichkeit, der auch zur Selbstkritik genutzt werden kann, wenn das angebracht ist.

Inwieweit der PR-Berater in diesen Situationen Einfluss auf die Einhaltung von Grundsätzen der Ethik und Moral hat, hängt nicht nur von ihm selbst ab. Für einen Auftrag seinen eigenen Anspruch aufzugeben, ist aber immer ein großes Risiko. Ist der PR-Berater nicht kompromissbereit, kostet es ihn vielleicht auch Nachfolgeaufträge, verbiegt er sich aber in seinen eigenen Werten, verliert er vielleicht seine Selbstachtung. Was schwerer wiegt, liegt wohl in der Persönlichkeit des PR-Beraters selbst.

Fazit – Moral und PR

Insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit für Parteien, politische oder öffentliche Personen muss oft auch in schwierigen und fragwürdigen Situationen funktionieren und effektiv zum Ziel führen. Ob ein PR-Berater dabei seinen eigenen Anspruch an Ethik und Moral aufgibt, um dem Auftraggeber gerecht zu werden, liegt in seinem ureigenen Ermessen.

Sollte er dies tun, muss ihm klar sein, dass er das Feld der PR verlässt.


Nicolas Scheidtweiler, Inhaber von Scheidtweiler PR, Agentur aus BremenAktuelle Informationen über den Autor Nicolas Scheidtweiler erhalten Sie auf seinem Google+-Profil. Er studierte in München und Hagen und arbeitet seitdem in verschiedenen Funktionen und Bereichen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Verknüpfung von praktischen Erfahrungen mit einem Theorie-Fundament.

Nicolas Scheidtweiler hat einen Lehrauftrag für Medientheorie an der Hochschule Bremerhaven.