Im Zuge der Veröffentlichung von Laura Himmelreich im Stern wurden verschiedene Fragen zu Medien gestellt. Dabei geht es zum einen um die Massenmedien, zum anderen aber auch um die kleineren Medien, wie beispielsweise Blogs.

Ausgangspunkt des Artikels sind konkret die Fragen zu meinem Laura Himmelreich-Artikel, die mir auf meiner Facebook-Seite gestellt wurden:

  • Sascha Stoltenow: Was ist das Ziel des Artikels?
  • Scheidtweiler PR: Als PR-Berater arbeite ich mit verschiedenen Kommunikationskanälen (Presse, Online, Social Media, Mobile) zu unterschiedlichen Zielen. Die Stärke der Presse ist gerade ihre hohe Vertrauenswürdigkeit. Diese erhält sie nur, wenn sie objektiv, unabhängig und sauber recherchiert berichtet. Und darüber mache ich mir tatsächlich etwas Sorgen. Sie sind die 4. Gewalt und sollen es auch bleiben. Und sie sollen auch nicht meine von mir gegebenen Informationen ungeprüft übernehmen. Wichtig ist die eigene Qualität und der eigene moralische Standard.
  • Sascha Stoltenow: Inwiefern trägt der Artikel dazu bei und inwiefern widerspricht der Ursprungsartikel des Stern diesem Anspruch?

Ansprüche von Medien

Die letzte Frage des Bendler-Blog-Autors beantworte ich heute und morgen ausführlich in drei Ebenen und setze sie dann in den Kontext des Laura Himmelreich-Artikels im Stern:

1. Rolle der Medien in der Gesellschaft,

2. Auswirkungen für meine PR-Arbeit und

3. Das Verhältnis von Blogs gegenüber den klassischen Medien.


1. Rolle der Medien in der Gesellschaft

Massenmedien

Wenn wir konkret vom Stern sprechen, sprechen wir von einem klassischen Massenmedium, das lange besteht, on- und offline abrufbar ist und damit ein sehr großes Publikum bedient. Der Stern ist damit in der Lage, Themen in der Öffentlichkeit hervorzuheben und zur Diskussion zu stellen. Damit besteht ein Einfluss auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Akteure, sich dieser Themen anzunehmen. Daneben haben die Massenmedien eine gewisse Definitionsmacht. Sie sind in der Lage, die Themen in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Verantwortung

Daraus ergibt sich eine gewisse Verantwortung. Eine falsche oder schlecht recherchierte Berichterstattung kann zu Verzerrungen in der Gesellschaft führen. Theoretische Grundlage ist die Schweigespirale nach Elisabeth Noelle-Neumann. Hier kann ein kleiner Teil der Bevölkerung Einfluss auf die öffentliche Mehrheitsmeinung nehmen, in dem durch das Medium simuliert wird, die bekanntgegebene Meinung sei die Majoritätsmeinung.

Hintergrundarbeit

Eine junge Journalistin beindruckte mich – Achtung: Beim Abendessen! –  seinerzeit, als sie deutlich machte, dass ein Journalist im Hintergrund bleiben sollte. Meine Ausgangsfrage seinerzeit war, ob sie eine ähnliche Karriere wie die großen Chefredakteure anstrebe. Ihre Antwort: Öffentliche Personen, wie Giovanni di Lorenzo oder Hans-Ulrich Jörges, seien für sie keine Journalisten. Dem musste ich zustimmen. In dem Moment, wo die Person des Berichterstatters in den Mittelpunkt tritt, wird die intentionale Ebene „Selbstbefindlichkeit“ zentral. Die Sachebene wird verlassen und eine Geschichte nur einseitig erzählt. Diese Einseitigkeit schadet dem Medium. Und kostet im Zweifel Auflage.

Pluralismus

Insgesamt sollte ein Massenmedium wie der Stern Meinungen pluralistisch darstellen. Sie gut recherchieren und nachprüfen. Vorverurteilungen darf es nicht geben. Auch wenn diese subjektiv geboten scheint, muss ein Medium, das einen derartigen Einfluss ausübt, sich hohe moralische Standards auflegen. Dazu gilt die Ausgewogenheit der Meinungen und Stimmen. Das kostet Zeit, Geld und manchmal Kraft, sich der kognitiven Dissonanz auszusetzen. Aber das sollte ein Journalist eines Massenmediums können.

2. Auswirkungen für meine PR-Arbeit

Pressearbeit ist nicht zuletzt deswegen nervig. Journalisten haben zu Recht ihren eigenen Kopf und setzen von mir oder Unternehmen gegebene Informationen in bestimmte Kontexte. Und das ist auch gut.

Leser, Hörer, Zuschauer sollen sich umfängliche Informationen in den Massenmedien einholen, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Bedingung dafür ist, dass sich der Journalist damit beschäftigt und auch mehrere Quellen befragt.

Regeln zwischen PR und Journalismus

Und dies unter den Regeln des Zusammenwirkens von PR und Journalismus. Es gibt nun einmal unter 1, unter 2 oder unter 3. Vertrauen ist nicht nur wichtig zwischen dem Medium und seinen Abonnenten, sondern auch zwischen allen Beteiligten am Informationsprozess.

Wenn ich als PR-Schaffender jedoch davon ausgehen muss, dass dem Redakteur, Reporter oder Journalisten nicht zu trauen ist, werde ich vorsichtig und einsilbig. Der Informationsprozess gerät ins Stocken.

Eigene Kanäle der PR

Im Zweifel werde ich dann auf die eigenen Kanäle – Homepage, Blog, Social Media – zurückgreifen. Diese genießen zwar bei den Zielgruppen nicht das höhere Vertrauen, können aber von mir gezielt genutzt werden und ich laufe nicht Gefahr, dass Hintergrundinformationen, die für die Arbeit eines Journalisten notwendig, aber nicht unbedingt zu veröffentlichen sind, missbraucht werden.

Ich wünsche mir interessierte Journalisten, die über den Tellerrand schauen und im besten Sinne ihre Rezipienten informieren wollen. Daneben bestehen natürlich bestimmte Stilmittel, in den ein Journalist auch Meinung ausleben kann: Kommentar, Glosse oder eben der Blog.

[Hier endet der 1. Teil]

Im zweiten Teil des Essays subsumiere ich diese beschriebenen sowie die dritte Ebene „Blog“ meiner Antworten und bewerte sie vor dem Hintergrund der Laura Himmelreich-Diskussion.


Der Autor Nicolas Scheidtweiler studierte an der Universität der Bundeswehr in München Staats- und Sozialwissenschaften. Seine Fächer waren Geschichte, Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Psychologie. Im Anschluss studierte er Rechtswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Einen Aspekt seiner Arbeit legt er auf die akademische Fundierung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Medientheorie. Mehr Informationen über Nicolas Scheidtweiler erhalten Sie auf seinem Google+-Profil.