Als Öffentlichkeitsarbeiter sehe ich in den Social Media viele Vorteile für die Zielgruppenkommunikation. Dem stehen aber einige Probleme im Datenschutz entgegen. Daher muss dieser Bereich eine Rolle in der Beratung spielen, um rechtssicher und seriös zu beraten. Daher unterhalte ich mich immer wieder mit Experten über das Thema.
Mein Interviewpartner Haye Hösel ist zertifizierter Datenschutzbeauftragter und Inhaber von HUBIT, einem Bremer Datenschutz-Dienstleister. Mir macht es Spaß, mich mit ihm auch darüber zu streiten, ob ein übermäßiger Datenschutz einer offenen und effizienten Kommunikation entgegensteht.
Herr Hösel, Datenschutz und Social Media stehen anscheinend auf dem Kriegsfuß. Warum ist das so?
Haye Hösel: Das ist eine komplizierte Sache. Ich will es mal so beschreiben: Nach dem Telemediengesetz hat der Telemedienanbieter verschiedene Informationspflichten. Eine davon besteht in der Aufklärung der Besucher, welche Daten von ihm beim Besuch der Webseite gespeichert werden und was damit geschieht. Die meisten kennen dies als Datenschutzerklärung.
Eine Datenschutzerklärung sollte immer individuell auf eine Webseite angepasst werden. Die Webseiten unserer Kunden prüfen wir intensiv und erstellen ihnen eine maßgeschneiderte Datenschutzerklärung.
Wenn man auf z.B. Facebook sein Unternehmen präsentiert, dann wird man in diesem Moment zum Telemedienanbieter – somit unterliegt das Unternehmen auch den Informationspflichten. Viele wissen mittlerweile, dass sie auch auf Facebook oder Google+ ein Impressum veröffentlichen müssen. Und genauso muss auch eine Datenschutzerklärung veröffentlicht werden.
Aber welches konkrete Problem besteht dann?
Haye Hösel: Jetzt stellt sich noch die Frage, wie kann man über die Datenverarbeitung informieren, wenn man selber nicht weiß, was mit den Daten geschieht? Und wer weiß schon, welche Daten von Facebook oder anderen Social-Networks erhoben werden, wofür sie verwendet werden oder wie lange sie gespeichert bleiben? Das ist der wesentliche Grund, warum Soziale Netzwerke Probleme für gewerbliche Webseitenbetreiber mit sich bringen. Übrigens gilt dies auch für Social Media-Plugins.
Worin bestehen die Gefahren für mich bzw. die Besucher meiner Website, wenn ich Social-Plugins nutze?
Haye Hösel: Wenn ein Unternehmen Plugins anderer Webseiten – ob nun Social Media oder sonstige fremde Webseiten – auf der eigenen Webseite einbindet, dann verhält es sich ähnlich. Man kann dem Plugin nicht ansehen, ob und in welchem Umfang es Daten der Webseitenbesucher sammelt. Und wenn man das nicht weiß, dann kann man darüber auch nicht in der Datenschutzerklärung informieren.
Es herrscht die verbreitete Meinung, dass diese Plugins nur Daten sammeln, wenn man gleichzeitig in dem jeweiligen Netzwerk eingeloggt ist. Das muss nicht so sein. Es können auch die Daten gesammelt werden, ohne dass man eingeloggt ist. Loggt man sich später ein, können die bis dahin gesammelten Daten dem Account zugeordnet werden.
Vielfach hören wir Aussagen wie: “Sollen die doch die Daten sammeln. Ist doch toll, wenn ich immer die passende Werbung angezeigt bekomme.“
Ich sehe darin auch Vorteile. Was spricht dagegen?
Haye Hösel: Das ist etwas kurzsichtig gedacht. Keiner weiß, wie sich die Suchfunktionen weiter entwickeln werden. Die neuen Suchfunktionen von Facebook machen einiges möglich. Es weiß auch keiner welche Plattform in der Zukunft von einer anderen gekauft wird und ob die Daten dann nicht zusammengeführt werden. Es sind gerade die Zusammenführung der Daten und die hohe Rechengeschwindigkeit, die schnelle und hoch komplexe Suchabfragen möglich machen.
Das ist ein Grund, warum es in Deutschland Datenschutz gibt. Unsere Gesetze schützen den Bürger genau davor.
Prominente Gegner der sozialen Medien sind daher die verschiedenen Datenschutzbehörden. Welche Ziele verfolgen diese?
Haye Hösel: Die Datenschutzbehörden in Deutschland und Europa haben die Aufgabe für die Einhaltung der hier gültigen Gesetze zu sorgen. Dies ist im Internet etwas schwieriger, wenn Anbieter wie Facebook oder Twitter in den USA sitzen. Bei Google ist dies schon wieder anders. Google hat eine Niederlassung in Deutschland. In Zusammenarbeit mit Google konnte der Hamburger Datenschutzbeauftragte viele Verbesserungen für den Datenschutz durchsetzen.
Was ist mit Facebook?
Haye Hösel: Der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte, Thilo Weichert, hat Facebook anvisiert und möchte hier einige Verbesserung für den Datenschutz erreichen. Hier stellt sich eben das Problem, dass Facebook nur eine Niederlassung in Irland hat und die irischen Behörden teilweise anderen Gesetzen unterworfen sind und es scheinbar auch etwas „lockerer“ sehen. Der Landesdatenschutzbeauftragte Schleswig-Holstein strebt Musterprozesse an. Hierbei könnten Webseiten von Städte, Kommunen und Behörde als auch großer Unternehmen in den Focus rücken.
Ja, richtig auch Kommunen oder Behörden könnten betroffen sein, denn auch sie betreiben Fanseiten auf Facebook. Bis es hier richterliche Grundsatzurteile gibt, wird vermutlich noch eine Weile vergehen. Alle beteiligten werden vermutlich alle rechtlichen Instanzen ausnutzen.
Im zweiten Teil des Interviews geht der Datenschutzberater Haye Hösel auf die datenrechtlichen Rahmenbedingungen in der generellen Unternehmenskommunikation ein.
Die Fragen stellte Nicolas Scheidtweiler.