Das aktuelle Jahr zeigt, dass Unternehmen ihren Online-Auftritt und ihre Online-Reputation verbessern müssen. Daneben kommt es darauf an, Angebote leichter zugänglich zu machen. Stichworte lauten E-Commerce und Online-Shop. Zeit für uns PRler, einen genauen Blick darauf zu werfen.

Jan Manemann ist Projektmanager bei der worldiety GmbH und betreut dort seit einigen Jahren erfolgreich den Geschäftsbereich E-Commerce. Als erfahrener Softwareentwickler kennt er sich mit den gängigsten Shopsystemen aus und ist zudem zertifizierter Shopware-Experte. Zurzeit betreut er mehrere Projekte im Bereich E-Commerce und ist Ansprechpartner für Fragen rund um die digitale Markterschließung sowie Online-Shops.

Jan Manemann von worldiety GmbH über E-Commerce und Online-Shops - PR-Blog

Im Interview berichtet er über seinen Ansatz und die Chancen für Unternehmen durch Online-Shops.


Herr Manemann, für welche Arten von Geschäften lohnt sich E-Commerce?

Der Vertrieb über einen Online-Shop verhilft seit einigen Jahren vielen Unternehmen zu starkem Wachstum und lässt darüber hinaus oftmals neue Geschäftsfelder entstehen.

E-Commerce lohnt sich deshalb prinzipiell für jede Art von Geschäft. Das fängt bei der Hausfrau an, die selbst gestrickte Mützen verkauft, bis hin zum Großhandel für Möbel. Je komplexer und individueller das Produkt ist, desto höher sind oftmals auch die Erstellungskosten eines Webshops.

Konfiguratoren für Produkte sind in manchen Branchen eine Pflicht, aber durch die hohe Individualität in keinem Shop-System direkt integriert. Solche Funktionen schneiden Dienstleister dann individuell auf den Kunden zu.

Bevor man sich für eine E-Commerce Lösung entscheidet, sollte man sich insbesondere über seine Zielgruppe(n) im Klaren sein und diese kennen. Wenn die Produkte, die man anbietet, primär für die gehobene Altersklasse relevant sind.  Bei Zahnprothesen zum Beispiel kann eine fehlende Internet-Affinität auch dazu führen, dass Kunden das E-Commerce Angebot nicht ausreichend nutzen und die Wirtschaftlichkeit so nicht gegeben ist.

Welche Fragen muss ein stationärer Händler beantworten, bevor er in den E-Commerce einsteigt?

Hierbei ist die Beantwortung der eigenen Zielgruppe(n) ein besonders relevanter Faktor.

Ab 60+ ist die Affinität zum Internet nur sporadisch gegeben, sodass ein Shop-System nicht immer die gewinnbringendste Lösung ist. Sollte die Zielgruppe für einen Webshop geeignet sein, ist es wichtig sich im Vorfeld über die notwendigen Funktionen des Shops Gedanken zu machen:

Reichen Standard-Funktionen wie z.B. die eigene Pflege von Produkten und Kategorien, ein Warenkorb sowie eine Checkout-Möglichkeit aus?

Wenn ja, kann das Unternehmen theoretisch jede gängige Software as a Service (SaaS) Lösung verwenden, wie beispielsweise Shopify, da diese Systeme die Grundfunktionen von Haus aus mitbringen.

Für die Abbildung individueller Geschäftsprozesse, wie z.B. den oben genannten Konfiguratoren, eignen sich Software as a Service-Lösungen nur bedingt, da sie oftmals für Standard-Webshops konzipiert sind. Individuelle Geschäftsprozesse lassen sich am einfachsten mit klassischen, selbst gehosteten E-Commerce Systemen umsetzen. Der Vorteil hierbei ist: Uneingeschränkte Flexibilität in der Entwicklung von eigenen Plugins, die gezielt die eigenen Geschäftsprozesse umsetzen.

Darüber hinaus sollte man sich die Frage stellen, ob man national oder international verkaufen möchte. Manche Angebote funktionieren – vor allem bei günstigen Lizenzmodellen – nur in einer Sprache. Auch wenn man derzeit nur national in einer Sprache verkaufen möchte, sollte bei der Erstellung eines Webshops der Kunde immer auf die Zukunft des Systems achten, um zukünftige Anpassungen am Shopsystem zu ermöglichen.

Welche Kosten entstehen an welcher Stelle bei der Konzeption und Umsetzung eines Online-Shops?

Auch dies ist unterschiedlich und kommt ganz auf die Geschäftsprozesse an.

Wenn Standard-Funktionen für den Shop ausreichen, lässt sich bei Shopify eine SaaS-Lösung bereits ab 29 USD im Monat zzgl. 3% Umsatzbeteiligung umsetzen. Die Konfiguration und technische Infrastruktur übernimmt dabei der Anbieter – die Erstellung und Pflege von Inhalten der Kunden selbst. Über integrierte Schnittstellen kann man bei einer SaaS Lösung außerdem auch für eine Umsatzbeteiligung direkt beispielsweise „Zahlung per Kreditkarte“ anbieten.

Selbst gehostete Shop-Systeme, wie z.B. Shopware oder Magento, können in der Regel in kostenlosen Varianten heruntergeladen oder für einmalige/monatliche Lizenzkosten mit erhöhtem Funktionsumfang erworben werden. Eine Oberfläche, mit der bereits zu Beginn ein Webshop betrieben werden kann, ist ebenfalls bei den gängigen Systemen vorhanden, sodass auch hier Unternehmer nach kurzer Zeit ein funktionierender Webshop erstellen können.

Will der Kunden den Webshop komplett auf die eigene Corporate Identity angepassen, so steigen natürlich auch die Entwicklungskosten. Ebenso erhöhen sich die Kosten, wenn der Dienstleister individuelle Funktionen umsetzen soll, die nicht über existierende Plugins integriert werden können.

Die Kosten für einen selbst gehosteten Webshop sind immer individuell, fangen aber in der Regel bei 3.000 Euro an.

Welche Vorarbeiten sind in der Logistik notwendig?

Um den Onlinevertrieb erfolgreich zu etablieren, sind auch Anpassungen sowie Vorarbeiten in der Logistik notwendig. Ein Wareneingang sollte gegeben sein, der Warenausgang muss in manchen Fällen komplett konzipiert werden. Die gängigen Paket- und Briefdienstleister bieten hierbei unterschiedliche Kooperationsmöglichkeiten an, sodass z.B. auch die automatische Erstellung von Sendungsnummern und etwaige Rücksendungen durch Kunden unkompliziert umgesetzt sowie abgewickelt werden können.

Oft lohnt sich ein dediziertes Warenlager nur für den Webshop. Bei verteilten Warenlagern ist eine gut funktionierende Anbindung an ein ERP- oder Warenwirtschaftssystem zwingend erforderlich, damit die Verfügbarkeit von Produkten über mehrere Systeme hinweg synchronisiert werden kann. Die Anbindung solcher Systeme kann je nach Umfang und System über individuell implementierte Schnittstellen erfolgen. Alternativ gibt es eine Vielzahl von externen Dienstleistern, die eine Integration in die gängigen Shop-Systeme anbieten. Die Anbindung muss hierbei der Kunde nicht explizit selbst warten oder erweitern. Dies übernehmen oftmals externe Dienstleister gegen einen monatlichen Beitrag.

Auf welche Weise erfolgt die Aktivierung des Shops, um Besucherinnen zu gewinnen?

Zu Beginn empfehle ich, den Online-Shop ausschließlich einer Gruppe von wiederkehrenden Kunden freizuschalten. Die Kunden haben in der Regel ein besseres Verständnis davon, welche Produkte auf welche Art und Weise gesucht werden. Sobald Kunde und Dienstleister Auffälligkeiten behoben und weitere Optimierungen durchgeführt haben, kann der Shop zu 100% live geschaltet werden.

Für eine optimale Vermarktung ist man mit einem klassischen Marketing-Mix immer auf der sicheren Seite. Je nach Zielgruppe kann die Reichweite durch passende Kampagnen in den sozialen Medien wie Facebook, Instagram, Pinterest oder auch Google Ads erhöht werden. Bei Kunden einer höheren Altersklasse kann auch Print-Werbung zum gewünschten Erfolg führen.

Die meisten Shop-Systeme bieten außerdem die Funktion von Gutscheinen oder Coupons an, mit denen Unternehmen insbesondere zum Launch eines Webshops attraktive Kaufanreize schaffen können.

Stichwort Content Marketing: Was sind Vor- und Nachteile für das Trennen bzw. Zusammenlegen von Webseiten?

Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile:

Die gängigen Shop-Systeme bieten Content-Seiten und grafische Editoren, mit denen auch vom Webshop unabhängiger Content erstellt werden kann. Dabei profitiert man auf der einen Seite auch immer von Synergieeffekten, da Produkte aus dem Webshop auf einfache Art und Weise in die Content-Seiten integriert werden können. Auf der anderen Seite ist man jedoch auf die Mittel angewiesen, die der Webshop einem bietet, wie z.B. vorgefertigte Bild- und Text-Komponenten.

Mit einem zweiten System, das ausschließlich auf die Bereitstellung von Content zugeschnitten ist, lässt sich teilweise deutlich flexibler arbeiten.

Insbesondere zu Beginn tendiere ich jedoch immer dazu, zunächst das Content Marketing und den Webshop in einem System zu führen. Denn: Man hat nur ein System, das gepflegt werden muss, was zu deutlich geringeren initialen Kosten führt. Auch ist es hierbei jederzeit möglich ein zweites System hinzuzufügen. Andersherum hat man seine Investition für ein geteiltes System bereits getätigt.

Jan Manemann, danke für das Gespräch.

Foto: worldiety GmbH


Weitere Interviews mit PR- und Marketing-Fachleuten:

Über Scheidtweiler PR

Mit Scheidtweiler PR stehe ich Ihnen für weitere Anfragen gerne zur Verfügung. Als PR-Berater unterstütze ich Unternehmen deutschlandweit dabei dabei, moderne Kanäle wie Social Media (Facebook, Xing, Linkedin und Co.) mit der klassischen Unternehmenskommunikation zu verknüpfen. Dadurch kommunizieren diese effizient und kostensparend mit ihren Zielgruppen (Käufer, Interessenten, Anwohner).

Ein besonderer Fokus liegt auf der Vermittlung von Wissen in Ihr Unternehmen. Ich bringe Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu, die Instrumente und Prozesse der Public Relations zu verstehen und dann in der Folge ohne externe Hilfe umzusetzen.

Ein Schwerpunkt ist die Verzahnung von praktischen Erfahrungen mit einem Theorie-Fundament. Unternehmen müssen PR nach meiner Ansicht dauerhaft und kontinuierlich gestalten. Nur durch eine ideenreiche und seriöse Partnerschaft werden die Kommunikationsziele erreicht.

Parallel zu meiner Tätigkeit in der PR unterstütze ich Unternehmen in der Bildung und Kommunikation von Arbeitgebermarken.

>>> Den Blog als RSS-Feed abonnieren.