… und dann: Absolute Fehleinschätzung der Rolle der Public Relations. Die Kollegin Katrin Hilger übt in einem Artikel heftige Kritik an ihrer eigenen Branche. Sie sieht das größte Problem darin, dass die PR Geld für Veröffentlichungen einsetzt und damit ihren Zweck verfehlt.

Aber was soll denn diese spezielle Eigenschaft einer PR-Agentur sein?

Katrin Hilger bringt in ihrem Artikel verschiedene Faktoren vor. Diese diskutiere ich im Folgenden:

Zitat 1: „Denn PR war mal klar definiert: Dafür sorgen, dass auch die Presse, damals beschränkt auf Print, TV und Radio, gut über Neuigkeiten des Unternehmens informiert ist.“

Das stimmt heute genauso wie vor 100 Jahren nicht. Public Relations haben sich immer unterschiedlicher und passender Medienkanäle bedient. War es damals der Schwerpunkt Pressearbeit, ergänzt durch Events und Lobbyarbeit, sind es heute viel mehr Optionen. Der von Katrin Hilger genannte Begriff „Influencer Relations“ hat heute wie damals Bestand. Aus meiner Sicht verengt die Kollegin daher den PR-Begriff zu sehr.

Katrin spricht weiter von den „Influencer Relations“ – dabei nennt sie ein paar potentielle Zielgruppen. Das ist auch ok. Aber dann kritisiert sie, dass diesen Zielgruppen bestimmte Bedürfnisse erfüllt werden. Aus meiner Erfahrung macht erst das PR zu PR. Zielgruppen definieren, Bedürfnisse erkennen, Medienkanäle auswählen und einsetzen. Dann erst kann die Kommunikation ihre Ziele erreichen.

Zitat 2: „Es fehlt oft das Gespür für die Netzgemeinde, für Memes, die wirklich ankommen und die ein Produkt und die Marke weiterbringen.“

Das kann fast sein. Hängt aber auch mit der einzelnen Person zusammen. Eine Kernaufgabe der Public Relations ist es, persönliche Beziehungen aufzubauen. Und so verstehen zu lernen, wie Zielgruppen ticken, welche Trends es gibt und wie sich diese für die Kommunikation nutzen lassen. Ein guter PRler sucht den Kontakt zu interessanten Personen und probiert Dinge aus.

Ob das jetzt jede Agentur oder ein Unternehmen so organisiert, kann ich nicht sagen. Ich bemühe mich jedenfalls diesen Wissensdrang an Volontäre und Praktikanten weiterzugeben. Der Blick über den Tellerrand macht erst PR zu exzellenter PR.

Im Übrigen stimme ich Katrin Hilger zu, wenn sie sagt, dass viele Studenten ihr Studium zwar mit Bravado durchgezogen haben, aber nie über den Tellerrand blickten. Das ist eine Erkenntnis, die diese jungen PR-Kollegen eben nicht zu vollwertigen Mitarbeitern macht.

Zitat 3: „Das Mittel der Stunde ist dann immer: Bezahlen.“

Die Diskussion zu Bezahlmethoden in der PR geht weiter. Insbesondere in den Blogger Relations lautet die Frage, inwieweit diese auch finanzielle Unterstützung durch Unternehmen bekommen sollten. Das hängt auch stark vom Blogger ab. Mancher Blogger erwartet tatsächlich finanzielle Hilfen für die Berichterstattung.

Auf der anderen Seite gehört auch das Nutzen von Nachrichtenwerten zum Handwerk der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dazu tritt auch immer eine gute Portion Glück, den Nerv des richtigen Journalisten zum richtigen Zeitpunkt zu treffen. Damit sind wir wieder beim Thema Beziehungsarbeit (s. oben).

Allerdings verspricht ein professioneller PRler keine Erfolge. Das ist aus dem Grundgedanken der PR nicht möglich und auch im Sinne der Kodizes unethisch. Dort liegt eine Verwechslung mit anderen Kommunikationsdisziplinen vor. Public Relations bereiten langfristig den Boden. Bezahlmodelle widersprechen dem im Allgemeinen, sind trotzdem zu beachten.

PR zu kurz gedacht

Insgesamt denkt Katrin Hilger die Aufgaben der PR zu kurz. Ich sehe PR als Kopf strategischer Unternehmenskommunikation. Sie muss sich unterschiedlicher Methoden und Medien bedienen, um ihre Zielgruppen und damit ihre Ziele zu erreichen. Dazu gehören in heutiger Zeit (leider auch) bezahlte Kanäle. Insbesondere die Facebook-Entwicklung macht deutlich, dass es ohne finanzielle Investitionen nicht mehr geht. Ein gut gemachter Inhalt geht im Informationsmehr des Internet unter.

Auf der anderen Seite bemüht sich gute PR natürlich um individuelle und persönliche Beziehungen. Eine langfristig aufgebaute Blogger Beziehung funktioniert nur durch Vertrauen. Geld kann in diesem Kontext keine ernsthafte Rolle spielen.

Ergo: PR ist ihr Geld wert!

Allerdings gebe ich der Kollegin Hilger insofern recht, dass sich viele Agenturen nicht mehr diese Mühe machen….

Über Scheidtweiler PR

Nicolas Scheidtweiler, Inhaber von Scheidtweiler PR, Agentur aus BremenFür weitere Informationen steht Ihnen Scheidtweiler PR, Agentur aus Bremen, gerne zur Verfügung. Ich helfe Ihnen, moderne Kanäle wie Social Media (Facebook, Twitter, Google+ und Co.) und Mobile Marketing mit der klassischen Unternehmenskommunikation zu verknüpfen. Dies hilft Unternehmen und Organisationen effizient und kostensparend mit ihren Zielgruppen (Käufer, Interessenten, Anwohner) zu kommunizieren.

Zusätzliche Anregungen zu Public Relations, Marketing und Unternehmenskommunikation erhalten Sie auf meinem Google+-Profil. Ich studierte in München und Hagen und arbeite seitdem in verschiedenen Funktionen und Bereichen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist die Verknüpfung von praktischen Erfahrungen mit einem Theorie-Fundament. Ich habe einen Lehrauftrag für Medientheorie an der Hochschule Bremerhaven.

Aus meiner Sicht muss PR dauerhaft und kontinuierlich gestaltet werden. Nur durch eine dauerhafte, ideenreiche und seriöse Partnerschaft kann der Kommunikationserfolg erreicht werden. Meine Kunden sind mittelständische Unternehmen aus Bremen und Norddeutschland. Ich fokussiere insbesondere auf die technologie- sowie die wirtschaftsnahen Branchen.